ACL kritisiert Deutschland – «Die Maut ist diskriminierend»

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ACL kritisiert Deutschland«Die Maut ist diskriminierend»

LUXEMBURG - Der Automobilclub ACL kritisiert die deutschen Mautpläne. Laut EU-Recht dürften Ausländer nicht gegenüber Einheimischen benachteiligt werden.

Das könnte für Ausländer bald teuer werden: Ab 2016 will Deutschland eine Maut auf allen Straßen einführen. Die Deutschen selbst sollen das Geld für eine Vignette erlassen bekommen.

Das könnte für Ausländer bald teuer werden: Ab 2016 will Deutschland eine Maut auf allen Straßen einführen. Die Deutschen selbst sollen das Geld für eine Vignette erlassen bekommen.

DPA

Die deutsche Regierung will mit ihrer geplanten Maut vor allem Ausländer zur Kasse bitten – die Deutschen selbst sollen durch Steuervergünstigungen entschädigt werden. Der luxemburgische Automobilclub ACL kritisiert die Pläne der Nachbarn. «Wir haben wirklich Zweifel, ob die Mautpläne EU-Recht entsprechen», sagt Frank Schmit vom ACL. Eine Maut, die de facto nur Ausländer betrifft, würde diese diskriminieren. «Aber laut EU-Recht dürfen Ausländer nicht gegenüber Einheimischen benachteiligt werden», erklärt Schmit. Der ACL-Sprecher geht davon aus, dass die deutschen Pläne von der EU-Kommission abgelehnt werden.

Ähnlich sieht es der luxemburgische Infrastrukturminister François Bausch. Auch er geht davon aus, dass die deutschen Pläne gegen EU-Recht verstößt und betont im Radio-Interview, dass Luxemburg diese Bedenken auch deutlich artikulieren werde.

Aber was, wenn sich die Deutschen durchsetzen? Schlägt Luxemburg dann zurück – mit einer Maut nur für Ausländer und Grenzgänger? Oder sogar nur für Deutsche? «Nein», sagt ACL-Mann Schmit - «Wenn man eine Maut einführt, dann muss sie gerecht sein.» Sie müsse für Luxemburger genauso gelten wie für Ausländer, fordert Schmitt. «Wir leben in Europa, wir können nicht mit dem Finger auf Ausländer zeigen.»

Kommt die Maut auch in Luxemburg?

Schmit warnt aber vor einer generellen Maut in Luxemburg: «Wir sind ein kleines Land – wenn man die Maut nur für die Autobahnen einführen würde, würden die Menschen einfach über die Landstraßen fahren. Und das ist viel unsicherer.» Hinzu käme auch ein wirtschaftliche Aspekt: Ausländer, die durch Luxemburg fahren, würden alleine durch den Tanktourismus viel Geld im Großherzogtum lassen. Eine Maut für alle Straßen könnte dennoch auch in Luxemburg möglich sein – aber «das eingenommene Geld sollte für Straßen und Sicherheit eingesetzt werden», sagt Schmit.

Bei allen luxemburgischen Mautplänen (derzeit wird eine Online-Petition zur Einführung vorbereitet) ruft Schmit aber ein ganz praktisches Problem in Erinnerung: «Wenn Sie zum Contrôle Technique fahren, dürfen sie nicht mehr als zwei Vignetten in der Windschutzscheibe haben.» Und das aus gutem Grund: «Wenn jedes Land in Europa bald eine eigene Vignette hat, können sie bald nicht mehr aus dem Auto heraussehen.»

(sen/L'essentiel)

Die deutschen Maut-Pläne

Der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt versicherte, es werde keine Mehrbelastungen für Inländer geben, da Mautzahlungen durch Freibeträge bei der Kfz-Steuer voll ausgeglichen würden.

Ausländische Fahrer sollen an Tankstellen Zehn-Tages-Vignetten zum Preis von 10 Euro und Zwei-Monats-Vignetten für 20 Euro kaufen können. Per Internet können sie auch eine Jahresvignette bestellen, die wie bei Deutschen nach den Fahrzeugeigenschaften berechnet wird. dpa

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