Luxemburg – Die Stimmen für eine Impfpflicht werden lauter

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LuxemburgDie Stimmen für eine Impfpflicht werden lauter

LUXEMBURG – In einem offenen Brief des Psychiaters Dr. Rauchs spricht dieser sich klar für Impfpflicht aus. Könnte sie die Proteste stoppen?

Am 16. Dezember haben Pflegekräfte erneut eine Schweigeminute eingelegt, um für die Impfung zu werben.

Am 16. Dezember haben Pflegekräfte erneut eine Schweigeminute eingelegt, um für die Impfung zu werben.

Soll Luxemburg eine Impfpflicht einführen? Seit Beginn der Impfkampagne hat die Regierung ihre Haltung zu dem Thema offenbar geändert. Lange wurde die Idee strikt abgelehnt, doch bei der letzten Pressekonferenz zu diesem Thema wollte Premierminister Xavier Bettel (DP) dann doch «nichts ausschließen».

Luxemburg hat immer noch Schwierigkeiten, eine Impfquote zu erreichen, die an die in südlicheren Ländern heranreicht. Ende November waren hierzulande lediglich 66 Prozent der Gesamtbevölkerung geimpft – in Portugal beispielsweise sind es etwa 87 Prozent. Besorgt über Anti-Haltungen und immer aggressivere Demonstrationen gegen die Gesundheitsmaßnahmen, setzt sich ein Teil der Bevölkerung dafür ein, dass die Behörden die Impfung zur Pflicht machen. Sie gehen davon aus, dass eben jene das Ende der Revolte einläuten könnte.

Die Kontrolle zurückbekommen

«Sie vermitteln den Ungeimpften, dass sie sich (noch) nicht impfen lassen müssen, aber dass sie gewissermaßen Pestbeulen sind, die kein Recht mehr auf ein gesellschaftliches Freizeitleben haben», erklärt Psychiater Dr. Paul Rauchs in einem offenen Brief mit dem Titel «Zwingen Sie uns», der vergangene Woche verbreitet wurde: «Die meisten Ungeimpften werden sich in ihrem Inneren erleichtert fühlen, manchmal unbewusst, und werden Ihnen dankbar sein, wenn Sie die Entscheidung, sich impfen zu lassen, für sie treffen.»

Seiner Ansicht nach könnten die Behörden so «die Kontrolle zurückbekommen» und wieder durchgreifen. Rauchs vergleicht die Situation mit den Widerständen, die sich seinerzeit gegen das Rauchverbot oder Geschwindigkeitsbegrenzungen regten. «Die Proteste legten sich schnell wie bei einem Strohfeuer und machten Platz für einen breiten Konsens».

Auch wenn der Widerstand gegen den Corona-Impfstoff heftiger auszufallen scheint, glaubt Dr. Rauchs an einen ähnlichen Ausgang. Damit steht er nicht alleine da. Unter anderem hat Jean-Paul Olinger, Direktor des luxemburgischen Unternehmerverbands, den Text geteilt. Auch luxemburgische Ärzte sprechen sich für die Impfpflicht aus. Santé-Direktor Dr. Jean-Claude Schmit bestätigte gegenüber L'essentiel, dass das Thema wohl auf den Tisch kommen werde.

(Thomas Holzer/L'essentiel)

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