Terror in LondonDie verzweifelte Suche nach sechs Menschen
Seit dem Terroranschlag vom Samstagabend auf der London Bridge fehlt von sechs Menschen jede Spur. Die Angehörigen bitten auf Social Media um Hilfe.

James McMullan (32) war am Samstagabend mit Freunden an der Borough High Street nahe der London Bridge etwas trinken. Dann verließ er die Bar The Barrowboy & Banker – zur selben Zeit, als Terroristen auf der Brücke einen Terroranschlag durchführten und sieben Menschen töteten.
Seither fehlt von McMullan jede Spur. Wie seine Schwester Melissa McMullan (30) dem «Telegraph»erzählte, kontaktierte die Polizei ihre Familie. Die Bankkarte ihres Bruders sei auf dem Körper eines Opfers gefunden worden. Was allerdings mit ihrem Bruder passierte, weiß sie nicht.
Ein Brite wird vermisst
«Die Polizei hat uns gesagt, dass James auf keiner Liste sei. Nicht bei den Toten und auch nicht bei den lebensgefährlich Verletzten.» Seine Freunde seien daraufhin in alle Krankenhäuser gefahren, doch sie hätten ihn nicht finden können.
Sie hätten auch versucht, ihn auf seinem Handy zu erreichen. «Bis gestern Nacht klingelte es noch, nun ist es aus», so Melissa. Am Dienstag wollen die Gerichtsmediziner damit beginnen, die Menschen formal zu identifizieren. «Meine Eltern sind zerstört», erzählt Melissa. «Meine Mutter sitzt den ganzen Tag vor dem Fernseher und schaut News. Wir wissen nicht, was wir sonst tun sollen.»
Zwei Australierinnen vermisst
Auch Kristy Boden (28) wird seit Samstagnacht vermisst. Laut Augenzeugen hat die australische Krankenschwester einem Opfer geholfen, seither ist sie verschwunden. Laut dem Premierminister von Australien, Malcolm Turnbull, wurden vier Australier beim Attentat verletzt, zwei davon wohl tödlich.
Denn neben Boden hat auch niemand mehr die 21-jährige Australierin Sara Zelenak gesehen. Zelenak hatte als Nanny in London gearbeitet. Ihre Familie ist verzweifelt. Auf Facebook bitten sie um Hilfe: «Sie wurde von ihren Freunden getrennt und wurde seither nicht mehr gesehen.»
Ihr Smartphone habe wohl keinen Akku mehr, heißt es weiter. Eigentlich rufe sie jeden Tag ihre Mutter an. «Doch nun ist es schon mehr als 24 Stunden her.» Die Mutter sei nun auf dem Weg nach London, sagt Zelenaks Stiefvater.
Spanier versuchte, Terroristen zu stoppen
Als Freunde Ignacio Echeverria zuletzt gesehen haben, soll er versucht haben, die Terroristen zu stoppen. Danach hätten sie ihn nicht mehr gesehen. Auf Facebook schreibt sein Bruder: «Jemand sah, wie er fiel, nachdem er eine Frau mit einem Skateboard vor den Terroristen verteidigt hatte.»
Der Arbeitgeber des Spaniers, die Bank HSBC, hat laut «Telegraph» einen Privatdetektiv engagiert, um ihn zu finden. Laut seiner Familie kann es gut sein, dass Echeverria keinen Ausweis dabei hatte, er sei auf dem Heimweg vom Sport gewesen.
Zwei Franzosen spurlos verschwunden
Der fünfte Vermisste ist der Franzose Xavier Thomas. Er und seine Freundin Christine Delcros waren mit Freunden während der Terrorattacke auf der London Bridge. Delcros wurde lebensgefährlich verletzt, ist mittlerweile aber in einem stabilen Zustand. Thomas aber hat seither niemand mehr gesehen.
Delcros' Schwester bittet die Menschen auf Facebook um Hilfe. Xavier sei keiner der vier Franzosen, die nach der Attacke gefunden worden seien. «Ich wende mich an alle, die News zu #Xavier #Thomas haben, der vermisst wird ... Wir sind in großer Sorge.»
Zwei Freunde sind unverletzt, von Belanger fehlt jede Spur
Ebenfalls nicht unter den vier identifizierten Franzosen ist Sébastien Belanger (22). Er arbeitete in Kaffees und Restaurants in London. Laut Freunden war Belanger Küchenchef im Coq d'Argent, rund 500 Meter von der London Bridge entfernt.
An diesem Abend soll er den Champions-League-Finale geschaut haben, im selben Pub wie der vermisste James McMullan. Danach soll er mit zwei Freunden in ein Bistro gegangen sein. Beide blieben unverletzt, nur Belanger ist unauffindbar.
«Als ich von der Attacke hörte, versuchte ich, ihn zu erreichen», sagt ein Freund. Erfolglos. «Wir bleiben positiv. Wir hoffen, dass wir ihn finden und wieder eine gute Zeit zusammen haben.»
(L'essentiel/vbi)