Angriff auf Flüchtlingslager – «Die Zahl der Toten ist riesig»

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Angriff auf Flüchtlingslager«Die Zahl der Toten ist riesig»

Beim versehentlichen Luftangriff auf ein Flüchtlingslager in Nigeria starben wohl deutlich mehr Menschen als angenommen. Der Präsident der Region sprach von über 230 Todesopfern.

«Nach Angaben der Menschen, die die Toten mit ihren eigenen Händen begraben haben, nicht derjenigen, die die Verwundeten behandelten, wurden 234 Tote begraben», sagte der Präsident der Region Kala-Balge, Babagana Malarima, am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Am Freitag wurde die Zahl der bei einem versehentlichen Luftangriff auf ein nigerianisches Flüchtlingslager Getöteten zunächst auf mindestens 90 festgesetzt.

Später sei ihm mitgeteilt worden, dass auch zwei nach Maiduguri verlegte Verletzte gestorben seien, sagte Malarima und fügte hinzu: «Die Zahl der Toten ist riesig. Wir sind in Trauer.» Der Politiker forderte, die Hinterbliebenen der Opfer zu schützen.

Auch Helfer des Roten Kreuzes getötet

Die nigerianische Armee hatte am Dienstag statt eines Rückzugsortes der Islamistengruppe Boko Haram versehentlich ein Flüchtlingslager in der Kleinstadt Rann im nördlichen Bundesstaat Borno bombardiert, als dort Helfer gerade Essen austeilten. Auch mindestens sechs Helfer des Roten Kreuzes wurden getötet.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hatte die Opferbilanz am Freitag auf mindestens 90 Tote heraufgesetzt. Die Zahl könne aber nach Angaben von Bewohnern und örtlichen Behördenvertretern sogar bei 170 liegen, erklärte die Hilfsorganisation. Bei den meisten Opfern handelte es sich demnach um Frauen und Kinder.

Seit 2009 mehr als 20.000 Tote

Die nigerianische Armee sowie Staatschef Muhammadu Buhari äußerten bereits ihr Bedauern über den Luftangriff und leiteten eine Untersuchung ein. Zu den Opferzahlen machten die Behörden keine Angaben.

Boko Haram kämpft seit Jahren für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats in Nigeria. Seit 2009 wurden in dem Konflikt mehr als 20.000 Menschen getötet. Außerdem ergriffen 2,6 Millionen Menschen die Flucht.

(L'essentiel/chi/sda)

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