Anti-Ukraine-PropagandaDie zwei Gesichter des «Andrej Petkow»
Im Krim-Konflikt ist der russischen Propaganda-Maschine ein Fehler unterlaufen: Berichte des russischen Staatsfernsehens erzählen verschiedene Geschichten über den selben Mann.

Um sich die Unterstützung der Bevölkerung zu sichern, greift die russische Regierung zu medialen Propagandamitteln.
Der Kampf um die Macht in der Ukraine, wird nicht nur auf diplomatischem Parkett ausgefochten. Um sich die Unterstützung der Bevölkerung zu sichern, greift die russische Regierung zu medialen Propagandamitteln. Diesen Eindruck erweckt zumindest die zweifelhafte Berichterstattung über einen schwer verletzten Mann in einem russischen Krankenhaus.
Ein 40-jähriger Mann liegt im Krankenhaus, zumindest in dem Punkt sind sich die russischen Staatssender «NTW» und «Rossija» einig. Doch schon wenn es um den Namen geht wird es schwierig. Der Patient heißt Andrej «Petkow» oder «Petchow» und liegt in einem russischen Spital. Auch bei der Geschichte des Mannes sind sich die Sender nicht einig.
Reicher Deutscher Söldner
Glaubt man dem TV-Sender «NTW», handelt es sich bei «Petkow» um einen deutschen Söldner, der in der Ukraine Kämpfer gegen die gestürzte pro-russische Regierung unterstützt haben soll. Der 40-jährige Arzt soll vier verschiedene Pässe besitzen und einer Gruppe von 50 Nationalsozialisten, alle mit einer westeuropäischen Staatsangehörigkeit, Uniformen beschafft haben. Rund 500'000 Euro will Petkow den Nationalisten aus eigener Kasse zugespielt haben. Verletzt wurde er, als er sich zufälligerweise in einem Camp aufhielt, dass Standort einer Auseinandersetzung zwischen Anwohnern und pro-russischen Demonstranten war. Hier der Bericht von NTW:
Die Berichterstattung wurde von Radio Free Europe mit englischen Untertiteln versehen. «NTW» gehört zum Medien-Imperium des russischen Gazprom-Konzerns und beschuldigt mit Vorliebe die russische Opposition, sie sei gekauft vom State Department, dem US-Außenministerium.
Die etwas andere Geschichte von Andrej
Bei «Rossija» hört sich die Geschichte des 40-Jährigen etwas anders an. Der Bericht wurde in der selben Woche veröffentlicht. «Andrej Petkow» liegt wiederum im augenscheinlich gleichen Krankenhausbett – nur diesmal ist er ein moskautreuer Demonstrant, der von pro-westlichen Faschisten angegriffen wurde. Petkow soll friedlich protestiert haben als Rechtsextremisten die Gruppe attackierten. Plötzlich wurde ihm eine Pistole gegen die Schläfe gehalten und er dachte schon es sei vorbei, da retten ihm ein paar Mädchen das Leben.
Der Fall wurde über Social Media aufgedeckt und zur Ente des Tages erklärt. Wer «Andrej Petkow» wirklich ist, bleibt weiterhin unklar. Vielleicht kann der dritte russische TV-Sender «First Channel» Licht ins Dunkle bringen. Ihre Reportage über den 40-Jährigen steht noch aus.
(L'essentiel/ale )