Forschung aus SpanienDiese Raupe zersetzt Plastik mit ihrem Speichel – löst sie unser Müllproblem?
Eine der schlimmsten Formen der Verschmutzung könnte dank dem Speichel der Wachsraupe gelöst werden. Ihr Speichel zersetzt Polyethylen Innerhalb einer Stunde.

- von
- Philippe Coradi
Die zähe Polyethylenverbindung in Kunststoffen ist eine der größten Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, wenn es darum geht, den besten Weg zu finden, wie Plastik am besten recycelt, wiederverwertet oder aufgelöst werden kann.
Spanische Forscherinnen und Forscher haben nun herausgefunden, dass eine einstündige Einwirkung des Speichels der Wachsraupe das härteste Plastik genauso zersetzen kann wie jahrelange Verwitterung.
Man hofft, dass dieser Durchbruch zu einem neuen natürlichen Ansatz führen könnte, um das weltweite Problem der Plastikverschmutzung in den Griff zu bekommen.
Lösung aus der Natur statt aus dem Labor?
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben in der Flüssigkeit zwei Enzyme entdeckt, die Polyethylen bei Raumtemperatur abbauen können, und glauben, dass es das erste Mal ist, dass ein solch wirksames Mittel in der Natur gefunden wurde.
In ihrer Studie zeigen sie, dass der Schlüsselschritt, Sauerstoff in das Polymer zu bringen, innerhalb einer Stunde erreicht werden kann, nachdem der Kunststoff dem Speichel der Larven ausgesetzt wurde. «Wir glauben, dass die Enzyme zu einer beschleunigten Version der Verwitterung von Polyethylen fähig sind», sagte Dr. Clemente Arias, ein Mitautor vom spanischen Nationalen Forschungsrat.
Zudem hätten sie herausgefunden, dass die Enzyme allein in der Lage sind, den Kunststoff zu oxidieren, und das sei der Prozess, der in der Umwelt so lange dauere, erklärte er gegenüber BBC News. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind der Ansicht, dass ihre bisherigen Entdeckungen einen vielversprechenden alternativen Ansatz für den biologischen Abbau darstellen und zu neuen Lösungen führen könnten.
Plastikabbau auch zu Hause möglich
«Wir stellen uns vor, dass man dieses neue Prinzip auf großen Anlagen zur Entsorgung von Kunststoffabfällen anwenden könnte», sagt Dr. Federica Bertocchini, eine Mitautorin der Studie, die ebenfalls vom spanischen Nationalen Forschungsrat stammt. «Aber man könnte auch einen Bausatz für zu Hause haben, mit dem man sein eigenes Plastik abbauen kann.»
Es gäbe aber noch viele Fragen zu beantworten, so die Forscher, zum Beispiel ob der Speichel auf das Polymer selbst wirke oder auf die Zusatzstoffe, die zur Verstärkung dieser Art von Plastik verwendet werden. «Wir wollen auch wissen, warum ein bescheidener Wurm diese erstaunlichen Enzyme hat und welchen Nutzen sie in seinem täglichen Leben haben», so Dr. Arias. Die Forscher wollen ihre Arbeit nun durch größere Experimente weiterentwickeln.