Kunst – Diese Särge sind nichts für Konservative

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KunstDiese Särge sind nichts für Konservative

Der Tod muss nicht das Ende der Kreativität bedeuten: In London sind surreale Särge ausgestellt. Die schönsten Friedhöfe aber liegen in Rumänien und Mexiko.

«Boxed: Fabulous Coffins from Ghana & the UK» heißt die Ausstellung, die im Januar im Londoner Southbank Center für erstaunte Gesichter sorgte: Angestellte von «Crazy Coffins» aus Nottingham und der ghanaische Künstler Paa Joe zeigten, wie bunt und verspielt Särge aussehen können. Von der Mercedes-Ruhestätte bis zum überdimensionierten Ballettschuh reichen die Ausstellungsstücke, die keinen Todeswunsch offen lassen.

Wie ist das Londoner Unternehmen «Crazy Coffins» auf seine Verkaufsidee gekommen? «Wir hatten selbst gar nicht den Gedanken, solche Produkte zu verkaufen», erklärt Ursula Williams auf Nachfrage, «wir haben lediglich auf Anfragen unserer Kunden reagiert. Weil wir auf die Herstellung handgemachter Särge spezialisiert sind, werden ungewöhnliche Anfragen von Bestattern oft an uns weitergegeben.»

Edel-Sarg Rolls Royce

Der Phantasie der Kunden ist dabei keine Grenze gesetzt. «Der aufwändigste Job war wohl der Rolls Royce, weil Rundungen und verschiedene Ebenen enthalten sind», so die 51-Jährige. Das Schicksal der Kunden bleibt den Sargbauern nicht verborgen. «Der bewegendste Auftrag war der Gitarren-Sarg, den die Familie eines Teenagers bestellt hat, der bei einem Unfall ums Leben kam.»

Die Werke von «Crazy Coffins» müssen mit Humor genommen werden. Verstehen alle Priester diesen Spaß? «Wir haben noch nie von Problemen mit der Kirche gehört», antwortet Williams. «Die Gitarre stand genau so in der Kirche wie die anderen Särge. Wir haben auch noch nie etwas von verärgerten Angehörigen gehört, bekommen aber oft Dankesschreiben.»

Der fröhliche Friedhof in Nordrumänien

Dass Gevatter Tod auf fröhliche Art und Weise begegnet werden kann, beweist auch der «fröhliche Friedhof» («Cimitirul Vesel») in Sapanta. Seit 1935 sind in dem rumänischen Ort 800 Gräber entstanden, die zum einen durch ihre belustigenden, bunten Verzierungen und zum anderen durch freche Inschriften auffallen: Wenn der Verstorbene etwa einen Hang zum Alkohol hatte, wird sein Laster mit einen ironischen Sinnspruch auf der letzten Ruhestätte mit verewigt. Damit ist «fröhliche Friedhof» in der Welt einzigartig.

Der Künstler Stan Patras hat die meisten der Gräber gezimmert. Sein Wissen hat der mittlerweile selbst von uns Gegangene an Dimitri Pop weitergegeben, der heute den Friedhof erhält. Je nach «Bedarf» im Dorf kommen im Durchschnitt pro Jahr 15 neue Kreuze hinzu. Es sei denn, Pop bekommt mal wieder eine Bestellung aus dem Ausland: Der Künstler ist schon so bekannt geworden, dass er seine Produkte nach Italien, Moldawien oder in die USA liefern muss.

Ein ZDF-Bericht über den «fröhlichen Friedhof»:

In Sachen Bestattung und Totenkult ist natürlich Südamerika ganz weit vorne. In Mexiko stehen auf gewissen Gräbern keine Namen, obwohl es sich um Luxus-Ruhestätten handelt: Hier sind in der Regel Schwerkriminelle wie etwa Drogenbosse beerdigt. Die Mausoleen sind mit feinstem Marmor gebaut worden. Die «Kleinhäuser» sind durchaus auch mit Toiletten oder Klimaanlagen ausgestattet, um den Lebenden die Trauer und das Gedenken an den Verstorbenen ein wenig zu erleichtern.

Ein AFP-Bericht über den Friedhof im mexikanischen Culiacán:

Könnten Sie sich vorstellen, in einem speziell für Sie designten Sarg beerdigt zu werden? Welches Objekt käme für Sie in Frage? Hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

(L'essentiel Online/phi)

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