GaspipelinesDiese ukrainischen Spezialeinheiten könnten Nord Stream gesprengt haben
Die Welt rätselt, wer hinter den professionell ausgeführten Anschlägen auf die Nord-Stream-Pipelines stehen könnte. Die Ukraine verfügt allerdings über Einheiten, die dafür infrage kämen.
Auch fast ein halbes Jahr nach den Anschlägen auf die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 in der Ostsee sind die Hintergründe und vor allem die Urheber noch immer im Dunkeln. Internationale Ermittler wollen nun eine «proukrainische Gruppe» ausgemacht haben, die mit einer gemieteten Jacht von Rostock (D) aus zu den Orten der Sprengungen reiste und dort unter Wasser mit 500 Kilo Sprengstoff die Explosionen auslöste, die die beiden Gasleitungen zerstörten. Die Gruppe soll aus fünf Männern und einer Frau bestanden haben, darunter der Kapitän, zwei Taucher, zwei Tauchassistenten und eine Ärztin, wie Recherchen von ARD, SWR und der «Zeit» ergeben haben sollen. Das Schiff, auf dem Spuren von Sprengstoff gefunden worden seien, sei von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet worden, die zwei Ukrainern gehöre.
Die Details, die zuerst von der «New York Times» publik gemacht wurden, lassen aufhorchen. Gemäß Experten könnten nur bestens ausgebildete Profis hinter den Anschlägen stecken, die auf staatliche Unterstützung zählen könnten, berichten nun die Zeitungen der Tamedia. Während viele – darunter der renommierte US-Journalist Seymour Hersh – an eine Aktion von US-Geheimdiensten mit norwegischer Hilfe glauben, würde die Ukraine laut dem Bericht durchaus über das Know-how verfügen.
Vier Organisationen werden genannt
Genannt werden vier verschiedene Organisationen der Ukraine. So etwa der Inlandsgeheimdienst SBU, mit angeblich 27.000 Angehörigen der größte seiner Art in Europa. Dieser sei teils paramilitärisch organisiert. Auch der Auslandsgeheimdienst SSR, dem viele Militärs angehörten, wird als potenzieller Urheber genannt.
Infrage käme auch der Militärgeheimdienst GUR, der dem Verteidigungsministerium untersteht und der vom ukrainischen Dok-Filmer Artjom Schewtschenko kürzlich für «wagemutige Aktionen auf See, am Himmel und am Boden» gelobt wurde. Im März 2022 sprengten etwa GUR-Mitglieder Staudämme nördlich von Kiew, um den russischen Vormarsch zu bremsen. Schließlich werden auch Kampfschwimmer der Marine genannt, die in der Ukraine einem Spezialoperationskommando unterstehen. Diese wurden mithilfe britischer und US-amerikanischer Kollegen trainiert und sollen auch in Unterwasser-Zerstörungen geschult sein. Im Oktober könnten sie zudem an einem Angriff auf russische Kriegsschiffe beteiligt gewesen sein.
Auch USA und Großbritannien im Visier – und Russland
Dass offizielle ukrainische Stellen hinter den Nord-Stream-Anschlägen stecken könnten, mag Russland allerdings nicht recht glauben. Solch eine Aufgabe könnten nur wenige Geheimdienste bewerkstelligen, sagte Kreml-Sprecher Dimitri Peskow am Donnerstag. Er erneuerte den Vorwurf gegenüber den USA und Großbritannien. «Sie sehen, dass die Angelsachsen, über die wir von Anfang an geredet haben, geschäftig werden. Sie haben viele Unannehmlichkeiten in den Beziehungen mit den Deutschen wegen des Terroranschlags, das ist offensichtlich», sagte er. Wladimir Putin hatte bereits kurz nach dem Anschlag die «Angelsachsen» – also Briten und Amerikaner – für die Attacke verantwortlich gemacht.
Russland, dessen Beziehungen zum Westen vor allem wegen des Kriegs gegen die Ukraine tief zerrüttet sind, gilt jedoch selbst als möglicher Verdächtiger. Immerhin hatte das Land zum Zeitpunkt der Sprengung die Gaslieferungen nach Europa durch die Ostsee bereits eingestellt.