«Die Partei»Doping für den Saar-Wahlkampf
SAARBRÜCKEN - Sie fordern Haarfrisur auf Rezept und Recht auf Raucherbein. Sie wollen die Saar begradigen und Saarbrücken verwässern. «Die Partei» ist im Wahlfieber.

«Die Partei Saar» ist ein wenig wie ein Schuppenshampoo. «Doping für die Haare – damit hat Alpecin viel Aufsehen erregt», heißt es in einem viel gesendeten Werbespot. «Die Partei» hat vor den Landtagswahlen im Saarland am 25. März ebenfalls viel Aufsehen erregt.
So fordern die Politpartisanen etwa ein Recht auf Raucherbein und Haarfrisur auf Rezept: Ihre Wahlwerbung ist eindeutig Doping für die kommende Abstimmung. «Die Partei» will eine Begradigung der Saarschleife – und mit dem «frei werdenden Wasser» soll in Saarbrücken das ehrgeizige Bauprojekt «Stadtmitte im Fluss» entstehen: Die Herausforderer haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um den Etablierten ein Bein zu stellen.
FDP-Facebook-Profil verhöhnt
Und der FDP Saar, der die Mitglieder unlängst einen Besuch abstatteten, um eine Piccolo-Flasche Schaumwein und einer Packung «Merci» zu überreichen. Der Grund: «Die Partei» wollte den Freien Demokraten für ihre «Pionierarbeit in Sachen Facebook und Satire» danken, denn sie findet auf Facebook inzwischen mehr Zuspruch als der Konkurrent.
«Wir freuen uns, dass wir heute die FDP in der Kategorie ‹Mitgliedsstärkste Satire Seite Saar› auf den zweiten Platz verweisen konnten», höhnt die Partei-Website.
Weiter wird betont, dass «Die Partei» keine «Satire- oder Spaßpartei» sei – im Gegensatz zur CDU und ihrer amtierenden Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer: «Frau AKK plakatiert da schon mal gerne ‹Ich will Zukunft ohne Schulden›. Diese Forderung beispielsweise ist Satire pur.» Es sei eine «Verhöhnung des Wählers für sich selbst eine schuldenfreie Zukunft zu reklamieren», schreiben die «Partei»-Strategen und wittern Vetternwirtschaft. Ein Leben ohne Geldmangel müsse allen winken und «nicht nur der CDU-Chefin nebst ihren postenschachernden Lakaien!!!».
Fünf-Prozent-Hürde steht
Der neueste Streich des saarländischen Politbüros orientiert sich an einem asiatischen Vorbild: Mit Nordkorea-Ästhetik in Slow Motion, schrammelnden Gitarrenriffs und einer «direkten» Ansprache «bitten» die Macher der «Partei» im Saarland um Stimmen.
Die hat dieser Verein allerdings auch bitter nötig, denn bei der Saar-Wahl am 25. März gilt weiter die Fünf-Prozent-Hürde. Drei Tage vor dem Urnengang hatte der Verfassungsgerichtshof in Saarbrücken eine Klage der Partei «Initiative Direkte Demokratie» gegen die Sperrklausel zurückgewiesen.
Durch die Fünf-Prozent-Hürde sind die Chancen kleiner Parteien geringer, ein Landtagsmandat zu erringen. Während die Piraten Chancen haben, die Klausel erstmals zu erfüllen, könnten neben «Die Partei» auch FDP unhd Grüne daran scheitern. Dennoch darf sich der Wähler freuen, dass «Die Partei» angetreten ist. Denn ohne diese «Partei der extremen Mitte» wäre ein deutscher Wahlkampf deutlich langweiliger.
Der Text des Wahlwerbe-Songs der Partei:
Ich trinke Colabier und will Mofa fahrn
und diese Landtagswahl ist mir scheißegal
doch diesmal gibt es wen, der setzt sich für mich ein
Haarfrisur auf Rezept, ein Recht auf Raucherbein
AKK, Maas, Lafontaine können jetzt nach Hause gehn
denn ich steh nur auf Sarah Tonnellier
[AKK ist Annegret Kramp-Karrenbauer, die CDU-Ministerpräsidentin. Heiko Maas ist Spitzenkandidat der SPD, Oskar Lafontaine der der Linken. Sarah Tonnellier ist die «Männerbeauftragte» der Partei. Anm. d. Red. ]
Hey Motherfucker, gib deine Stimme der Partei
Lass doch mal fünf gerade sein.
Hey Motherfucker, wähl Die Partei
wir starten durch, die Zeit ist reif.
Mit dem Mofa zur Saarschleife,
ich komm nicht dran vorbei.
Wer sorgt für die Begradigung?
Natürlich Die Partei!
AKK, Maas, Lafontaine können jetzt nach Hause gehn
denn ich steh nur auf Sarah Tonnellier.
Hey Motherfucker, gib deine Stimme der Partei
Lass doch mal fünf gerade sein.
Hey Motherfucker, wähl Die Partei
wir starten durch, die Zeit ist reif.
So Freundchen, am Sonntag ist Landtagswahl,
dann schwingste dich auf deine Knatterbüchse
und fährst zum nächsten Wahllokal!
Und immer dran denken:
Das Kreuzchen an der richtigen Stelle machen!
Philipp Dahm/L'essentiel Online
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