Luxemburger Krankenhaus«Dr. Cloos, warum hat das Nordspidol so ein großes Personalproblem?»
ETTELBRÜCK – Nach einem turbulenten Jahr 2022 berichtet der medizinische Direktor des Centre Hospitalier du Nord im L'essentiel-Interview über die Herausforderungen des Krankenhauses.
- von
- Nicolas Martin

Die Krankenhäuser des Landes suchen händeringend nach Personal.
Das Centre Hospitalier du Nord (CHdN) hat im Jahr 2022 eine turbulente Zeit durchgemacht. Nachdem die Entbindungsstation aufgrund von Personalmangel schließen musste und sechs Kardiologen ihre Kündigung einreichten, ist nun wieder Ruhe eingekehrt. Wie Dr. Jean-Marc Cloos, medizinischer Direktor des Nordspidols, gegenüber L'essentiel versichert, sei die Entbindungsstation wieder vollfunktionsfähig und werde den Ansprüchen gerecht: «Vor allem dank der Zusammenarbeit mit dem CHL über die Telemedizin.». Auch die Kardiologie habe einen neuen leitenden Facharzt, zwei weitere Mediziner würden zurzeit eingestellt.
Die Kardiologen, die ihre Kündigung bereits eingereicht haben, sind noch bis Ende März im Krankenhaus tätig. Danach würden ihre Praxen zur Unterstützung zur Verfügung stehen, etwa für kurzfristige Termine oder telefonische Beratung. «So kann die Kontinuität der Versorgung sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich gewährleistet werden», merkt erklärt Cloos. Außerdem würden Notärzte in Sachen Schlaganfälle und Herzinfarkte ausgebildet werden. Nach Ansicht des medizinischen Direktors sollten für ein Krankenhaus der Größenordnung des CHdN mindestens drei Ärzte pro Fachgebiet zur Verfügung stehen.
Unter den Ärzten herrscht ein Paradigmenwechsel
Für Cloos stellt sich jedoch die Frage, wie Mediziner, die sich selbstständig machen, diesem trotzdem erhalten bleiben können. Er beobachtet einen «Paradigmenwechsel» bei den Ärzten, die ein besseres Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben anstreben. Das größte Problem sei der Bereitschaftsdienst, der für die Spezialisten vor Ort nicht ausreichend honoriert werde. Dafür müssten jüngere Leute eingestellt werden und angemessen bezahlt werden, so Cloos weiter.
«Wenn man in der Praxis genauso gut verdient wie im Krankenhaus, treffen Ärzte ihre Wahl. Wenn das Krankenhaus attraktiv bleiben will, muss zum Beispiel Kinderbetreuung angeboten werden», erklärt Cloos. Auch die enorme bürokratische Arbeit der Ärzte stelle eine Herausforderung dar, die laut des medizinischen Direktors nicht genug wertgeschätzt wird.
Ärzte kehren nicht aus dem Ausland zurück
In allen Krankenhäuser herrsche ein Mangel und es werde händeringend Personal benötigt. Dafür solle die Uni Luxemburg schnellstmöglich einen Masterstudiengang in Medizin anbieten, denn ein Drittel der luxemburgischen Ärzte, die ihre Ausbildung im Ausland absolvieren, kämen nicht zurück.
Für Jean-Marc Cloos besteht die große Herausforderung für das CHdN darin, weiterhin ein grundlegendes öffentliches Gesundheitsnetzwerk aufzubauen, das in der Lage ist, die Bevölkerung des Nordens zu behandeln. «Es ist ihr Krankenhaus, das Krankenhaus der Menschen aus dem Norden», so Jean-Marc Cloos abschließend.