Waffenstillstand gefährdetDrei Tote bei Demos gegen Assad
Zehntausende Menschen sind am Freitag in Syrien gegen das Assad-Regime auf die Straßen gegangen. Dabei schossen Sicherheitskräfte auf die Demonstranten - drei wurden getötet.

Die Demonstrationszüge in Syrien nach den Freitagsgebeten stellen die Waffenruhe auf einer harten Probe.
Bei Demonstrationen gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad sind am Freitag in Syrien nach Oppositionsangaben drei Menschen getötet worden. Zu den tödlichen Zwischenfällen kam es demnach ungeachtet der vereinbarten Waffenruhe in den Provinzen Idlib, Daraa und Hama.
Landesweit gingen demnach zehntausende Menschen auf die Straßen, um gegen die Regierung zu protestieren. «Heute ist niemand entschuldigt, denn heute ist ein Tag für alle Syrer», hiess es auf der Facebook-Seite «The Syrian Revolution 2011», die von den Teilnehmern der Anti-Assad-Kundgebungen genutzt wird.
Seit Donnerstag gilt Waffenruhe
Seit Donnerstagmorgen gilt offiziell eine Waffenruhe, die vom internationalen Syrien-Sondergesandten Kofi Annan als Teil seines Friedensplans vorgesehen ist.
Allerdings schossen in der nördlichen Provinz Idlib sowie in Randbezirken der Hauptstadt Damaskus Sicherheitskräfte mit scharfer Munition in die Demonstrationen im Anschluss an die Freitagsgebete, wie die in London ansässige syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte weiter berichtete.
Auch in der Ortschaft Darkusch nahe der türkischen Grenze schossen nach Angaben von Aktivisten Soldaten und Milizionäre auf Demonstranten und verletzten fünf von ihnen. Proteste wurden auch aus der Hafenstadt Latakia, Ortschaften der Unruheprovinz Homs sowie der südlichen Provinz Daraa gemeldet.
Regime soll friedliche Proteste zulassen
Andere Aktivisten berichteten, in einigen Gegenden hätten Sicherheitskräfte in die Luft geschossen und einige Demonstranten verprügelt. Anzeichen für einen groß angelegten Beschuss oder Angriffe durch Scharfschützen gab es den Angaben zufolge aber zunächst nicht.
Der Verlauf der Kundgebungen war mit großer Spannung erwartet worden. Vor dem Freitagsgebet waren vielerorts vor Moscheen und auf öffentlichen Plätzen Sicherheitskräfte in großer Zahl aufmarschiert.
In der Vergangenheit ging das Assad-Regime hart gegen Demonstranten vor, was den zunächst friedlichen Aufstand zunehmend radikalisierte. Nach dem Friedensplan des Sondergesandten von UNO und Arabischer Liga, Kofi Annan, muss das Regime friedliche Proteste zulassen.
UNO will 30 Beobachter nach Syrien entsenden
Die Vereinten Nationen planen einem Resolutionsentwurf zufolge die Entsendung von 30 unbewaffneten militärischen Beobachtern nach Syrien. Über das Papier, wurde am Donnerstagabend im UN-Sicherheitsrat verhandelt. Gefordert wird darin, dass sich die internationalen Beobachter frei in dem Land bewegen können und die Möglichkeit zu vertraulichen Gesprächen mit allen Syrern haben, die sie zu treffen wünschen. Auch auf den Abzug der Truppen und schweren Waffen aus dicht bewohnten Gebieten wird in dem Entwurf weiter bestanden.
Für den Fall, dass sich Syrien nicht an seine Verpflichtungen halte, werde der Sicherheitsrat «weitere angemessene Massnahmen in Erwägung ziehen», heisst es weiter. Wie aus UN-Diplomatenkreisen verlautete, könnte der Sicherheitsrat eine Resolution über die Entsendung von Beobachtern bereits am (heutigen) Freitag verabschieden.
Das Vorausteam einer UNO-Beobachtermission für Syrien steht nach Angaben von Annans Sprecher bereit. Ahmad Fawzi erklärte am Freitag in Genf, das Team solle die Arbeit einer vollständigen Mission mit bis zu 250 Beobachtern vor Ort vorbereiten, wenn der UN-Sicherheitsrat seine Zustimmung gebe. Die Beobachtermission solle helfen, den Frieden zu erhalten, «wenn die Waffenruhe hält». Für die Entsendung werde auch die Zustimmung Syriens benötigt.
(L’essentiel Online / sda)