Umkämpftes LibyenDschalil fordert Waffen für Kampf gegen Gaddafi
Noch kämpfen die Rebellen gegen Gaddafis Anhänger. Der Chef des Übergangsrates fordert deshalb Waffenlieferungen. In Tripolis wird indes hoher Besuch erwartet.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy (links) und der britische Premierminister David Cameron, hier auf der Libyen-Konferenz Anfang September in Paris, reisen an diesem Donnerstag nach Libyen.
Mustafa Abdul Dschalil hat für den Kampf gegen die Gaddafi-Anhänger um Waffenlieferungen gebeten. Der Chef des libyschen Übergansrates sagte dem britischen Sender BBC am Mittwoch, die Kämpfer des Übergangsrates benötigten die Waffen, um Landesteile zu erobern, die noch den gestürzten Diktator Muammar Gaddafi unterstützten.
Gaddafis Kämpfer kontrollierten immer noch Bani Walid, Jufra, Sabah und Sirte, die Heimatstadt des gestürzten Machthabers, so Dschalil weiter. Gaddafi sei im Süden Libyens und plane Racheangriffe. Ziele könnten Städte, Ölfelder und Kraftwerke sein. «Es wird schwere Kämpfe geben in Sabha mit Waffen, die wir noch nicht haben», so Dschalil.
Der nach wie vor flüchtige frühere Machthaber meldete sich unterdessen erneut zu Wort. In der am Mittwoch von einem syrischen Fernsehsender verbreiteten schriftlichen Botschaft kritisiert Muammar Gaddafi die Nato-Angriffe auf seine Heimatstadt Sirte als «beispiellose Zerstörung und Terrorismus». An die Vereinten Nationen appellierte er, der Belagerung der Stadt ein Ende zu setzen. «Wir können Libyen nicht dem Kolonialismus ausliefern», sagte Gaddafi. «Das libysche Volk hat keine andere Wahl als zu kämpfen, bis es einen Sieg errungen und den Kolonialismus niedergeschlagen hat.»
Cameron, Sarkozy und Lévy
In Tripolis bereitet man sich auf hohen Besuch vor. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy und der britische Premierminister David Cameron werden am Donnerstag zu ihrem ersten Besuch in Libyen nach dem Sturz Gaddafis erwartet. Sie würden die Hauptstadt Tripolis und die frühere Rebellenhochburg Bengasi besuchen, sagte der Delegierte der Stadt Misrata beim Nationalen Übergangsrat, Suleiman Fortia, der Nachrichtenagentur AP am Mittwoch.
Die Büros von Sarkozy und Cameron bestätigten die Reisepläne zunächst nicht. Berichten zufolge wird Sarkozy von dem französischen Philosophen Bernard-Henri Lévy auf seiner Reise nach Libyen begleiten. Levy hatte sich bereits früh dafür eingesetzt, dass sich Frankreich auf die Seite der libyschen Opposition stellt.
Frankreich und Großbritannien hatten sich besonders für den NATO-Einsatz zum Schutz der libyschen Zivilbevölkerung vor den Gaddafi-Truppen eingesetzt. «Wir sind froh, diejenigen empfangen zu dürfen, die uns geholfen haben», sagte Fortia.
«Wir werden sie auch nach Misrata einladen, denn das ist der Ort, der Gaddafi gezeigt hat, wie stark Libyen ist.» Misrata galt zu Beginn der Kämpfe als Hochburg der Aufständischen. Am 21. August hatten die einstigen Rebellen die Hauptstadt Tripolis erobert.
(L'essentiel online/sda/dapd)
Massengräber in Libyen
In Libyen sind nach Angaben des Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in den vergangenen drei Wochen mindestens 13 Massengräber gefunden worden. IKRK-Mitarbeiter hätten an zwölf Orten bei der Bergung von 125 Leichen geholfen, hiess es am Mittwoch in Genf. Weitere 34 Tote seien in einem Bergdorf im Westen Libyens entdeckt worden. Jede Woche würden neue Massengräber entdeckt, sagte IKRK-Sprecher Steven Anderson. Die Organisation versucht dabei zu helfen, die Opfer zu identifizieren und Angehörige zu informieren. Hinweise auf mögliche Kriegsverbrechen werden dabei nicht gesammelt. (SDA)