Billigfliegen in Luxemburg – Easyjet sorgt für Debatte über Low Cost am Findel

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Billigfliegen in LuxemburgEasyjet sorgt für Debatte über Low Cost am Findel

LUXEMBURG - Hat mit der Ankunft von Easyjet am Findel die Ära für Billigflieger begonnen? Die Gewerkschaften sind besorgt, Luxair und Luxairport geben sich gelassen.

Vier mal in der Woche will Easyjet zwischen London-Gatwick und Findel fliegen - Konkurrent Luxair sieht sein Geschäft nicht betroffen.

Vier mal in der Woche will Easyjet zwischen London-Gatwick und Findel fliegen - Konkurrent Luxair sieht sein Geschäft nicht betroffen.

Easyjet

Die Ankündigung von Easyjet, ab dem 29. Oktober viermal die Woche London-Gatwick ab dem luxemburgischen Flughafen Findel anfliegen zu wollen, stößt auf gemischte Reaktionen.

Denn nun wird nicht nur der als so unwahrscheinlich eingestufte Low-Cost am Findel Realität. Auch bieten nun vier Fluggesellschaften vom Findel aus Flüge nach London an. Easyjet fliegt nach Gatwick, British Airways zum Großflughafen Heathrow, Luxair und die Air France-Tochter Cityjet nach London-City. Schließt Easyjet eine Lücke oder ist die Ära des Billigfliegens nun auch in Luxemburg angebrochen?

Ruf nach Luftfahrt-Tripartite

Die Gewerkschaften machen sich Sorgen: Am Montag brachte der Christliche Gewerkschaftsbund LCGB bereits die großen Geschütze in Stellung, indem er von Wirtschaftsminister Etienne Schneider und Transportminister Claude Wiseler die Einberufung einer Luftfahrt-Tripartite forderte, mit dem Ziel «gemeinsam Maßnahmen zum Schutz der Luftfahrt-Branche in Luxemburg und der betroffenen Arbeitsplätze zu definieren».

Funkstille auf Regierungsseite

Eine Reaktion von Regierungsseite blieb bisher aus, da Etienne Schneider den Staatsbesuch in Berlin begleitet, während Claude Wiseler am Dienstagnachmittag im Parlament die Finanzierung zweier wichtiger Infrastrukturprojekte verteidigte.

Die Entwicklung im Luftfahrtsektor dürfte jedoch bald für die Regierung zum Thema werden, da auch der OGBL nach der Easyjet-Ankündigung eine «zeitnahe Auskunft» von den für Transport und Tourismus zuständigen Ministern forderte.

Luxair setzt auf Geschäftskunden

Seitens der Luxair ist möglicherweise bereits ein Strategiewechsel erkennbar: Während die nationale Fluggesellschaft im Dezember 2011 gegenüber «L'essentiel Online» noch angab, «keine wie auch immer geartete Konkurrenz» zu fürchten, hat sich die Argumentation nun verändert. So betont Luxair-Sprecher Yves Hoffmann gegenüber «L’essentiel Online» nun, dass die verschiedenen Fluggesellschaften, die derzeit die Strecke Luxemburg-London bedienen, «grundverschiedene Kundenkategorien» ansprechen wollten.

«Natürlich ist es keine wirklich gute Nachricht, wenn ein direkter Konkurrent sich am selben Standort etablieren will, besonders wenn es um eine Flugstrecke geht, die sich mit unserem Angebot überschneidet», so Hoffmann. Andererseits seien die Kunden, die nach Gatwick fliegen wollten, nicht dieselben wie jene, die London City oder Heathrow als Flugziel hätten. «Ich bin mir nicht wirklich sicher, dass Easyjet Geschäftsreisende zu ihrer Zielgruppe zählt», so Hoffmann.

«Easyjet wird das Angebot an Flügen vervollständigen»

Für Lux-Airport, die Betreibergesellschaft des Flughafens Findel, bedeutet die baldige Niederlassung einer Low Cost-Gesellschaft keine Abkehr von der derzeitigen Strategie. «Für uns ist eine Fluggesellschaft eine Fluggesellschaft, wir machen keinen Unterschied zwischen Low Cost und einem Standard-Flugbetrieb», so Generaldirektor Fernand Brisbois. «In unseren Augen wird Easyjet das Angebot an Flügen am Findel vervollständigen.

Hier zeigen sich eben die Gesetze des Marktes und des ist sicher nicht unsere Aufgabe als Flughafenbetreiber, die Auswirkungen auf das Geschäft der Konkurrenten zu kommentieren». Eine Position, die sich mit der Ankündigung durch Luxairport deckt, im kommenden Jahr mehr Fluggäste am Findel abfertigen zu wollen.

Das Unternehmen Easyjet sagte am Dienstag gegenüber «L’essentiel Online», die Eröffnung der neuen Verbindung entspreche «einer starken Kundennachfrage» und stütze sich auf Marktforschungen, die ein profitables Geschäft voraussagen würden. Die Preise der neuen Flugverbindung könnten bereits in den kommenden Tagen veröffentlicht werden.

(Jean-Michel Hennebert und Michel Thiel/L'essentiel Online)

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