«Wir sind nirgendwo sicher» – Ehemann von Asia Bibi fleht Westen um Hilfe an

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«Wir sind nirgendwo sicher»Ehemann von Asia Bibi fleht Westen um Hilfe an

Pakistan hat das Todesurteil gegen eine Christin wegen Blasphemie zwar aufgehoben. Doch die Islamisten dürfen Berufung einlegen – und sie ist weiterhin in Haft.

Nach dem Freispruch einer wegen Gotteslästerung verurteilten Christin in Pakistan hat ihr Ehemann westliche Staaten um Asyl gebeten. Er fürchte um das Leben seiner Frau, sagte er in einem gegenüber mit der Deutschen Welle.

Asia Bibi war am Mittwoch nach acht Jahren in der Todeszelle vom Obersten Gericht in Islamabad freigesprochen worden. Daraufhin hatte die radikalislamische Gruppe Tehreek-e-Labaik Pakistan (TLP) landesweite Straßenproteste organisiert.

Die Proteste endeten nach einem Abkommen der TLP mit der Regierung. Demnach will Islamabad einen Revisionsantrag gegen die Entscheidung des Obersten Gerichts zulassen und Bibi am Verlassen des Landes hindern. Bibis Schicksal hängt damit weiter in der Schwebe.

Ehemann und Freunde haben Angst

«Ich bitte die Premierministerin des Vereinigten Königreichs, uns zu helfen und uns, soweit möglich, Freiheit zu gewähren», sagte Ashiq Masih laut dem britischen Sender BBC in einer Videobotschaft am Samstag. In dem Video habe er auch Kanada und die USA um Hilfe gebeten, hieß es.

Der Deutschen Welle sagte Masih: «Wir sind nirgendwo sicher». Das Abkommen zwischen Islamisten und Regierung habe ihn erschauern lassen. Dazu hätte es nie kommen dürfen. «Meine Familie hat Angst, meine Verwandten haben Angst, und auch meine Freunde haben Angst», sagte Masih dem Sender.

Pakistans Informationsminister Fawad Chaudry sagte der BBC, das Abkommen mit den Islamisten sei notwendig gewesen, «um die Situation gewaltlos zu lösen». Sicherheitsvorkehrung zum Schutz Bibis seien erhöht worden. Ihr Leben sei nicht in Gefahr. Die 51-jährige Bibi befindet sich demnach weiter im Gefängnis. Pakistanische Medien hatten in den vergangenen Tagen gemutmaßt, sie könne das Land bereits verlassen haben.

Anwalt außer Landes

Der Christin Bibi war vorgeworfen worden, sich bei einem Streit mit muslimischen Frauen in ihrem Dorf abfällig über den Propheten Mohammed geäußert zu haben. Die fünffache Mutter war 2009 festgenommen und im Jahr darauf nach einem umstrittenen Blasphemiegesetz in dem vorwiegend muslimischen Land zum Tode verurteilt worden.

Bibis Anwalt Saiful Malook hatte Pakistan bereits am Samstagmorgen verlassen, da er um sein Leben und das seiner Familie fürchte. Er werde aber zurückkehren, um Bibi vor Gericht zu verteidigen, wenn das Militär ihm Sicherheit gewähre.

Die gewaltsame Reaktion der Islamisten auf das Urteil sei «traurig, aber nicht unerwartet», sagte Malook. «Schmerzhaft» sei allerdings die Antwort der Regierung. «Sie können nicht einmal ein Urteil des Obersten Gerichts des Landes umsetzen», bedauerte er.

Kritik in den Medien

Auch pakistanische Medien kritisierten die Vereinbarung zwischen Regierung und Islamisten. «Eine weitere Regierung hat vor den gewalttätigen religiösen Extremisten kapituliert, die weder an die Demokratie noch an die Verfassung glauben», hieß es im Leitartikel der Zeitung Dawn vom Samstag.

Blasphemie ist im streng konservativ-islamischen Pakistan ein folgenschwerer Vorwurf. Wegen entsprechender Anschuldigungen verbüßen dort derzeit rund 40 Menschen nach Schätzungen eines US-Ausschusses zur Religionsfreiheit lebenslängliche Gefängnisstrafen oder warten auf ihre Hinrichtung. Immer wieder kommt es zu Lynchmorden wegen Vorwürfen der Gotteslästerung.

(L'essentiel/sda/afp)

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