«Wetten, dass..?»-Partner – Ein Schelm, wer Werbung dabei denkt

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«Wetten, dass..?»-PartnerEin Schelm, wer Werbung dabei denkt

Nachdem Samuel Koch mit einem Audi kollidiert ist, gerät das Product-Placement in die Kritik: Thomas Gottschalk und Bruder Christoph verdienen dabei angeblich mit.

Nicht nur die Zuschauer zuckten bei dem bösen Sturz von Samuel Koch bei «Wetten, dass ..?» zuammen, sondern auch die Audi-Manager: Ausgerechnet an dem vierten Auto scheiterte der Kandidat und verletzte sich schwer. Eigentlich sollte das über fünf Meter lange Flaggschiff der Flotte des Ingolstädter Autobauers durch die Sendung in einem positiven Licht erscheinen: Ein derart schlimmer Unfall ist auch für den Show-Partner ein Unglück. «Wir haben den Unfall mit großer Bestürzung gesehen und sind betroffen. Wir bedauern sehr, was geschehen ist und unsere Gedanken sind bei Samuel Koch», sagte Audi-Sprecher Jürgen Degraeve.

Wer ein «Partner» von «Wetten, dass ..?» sein will, muss zahlen. Das gilt auch für die Autobauer: Von 1999 bis 2006 war Mercedes-Benz ein Sponsor der Sendung. Seither ist es an Audi, der Show den einen oder anderen Gewinn zur Verfügung zu stellen. Für das Positionieren der Autos während der Sendung darf allerdings kein Euro eingenommen werden, denn Schleichwerbung ist den öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland verboten. Die so genannten «Beistellungen», etwa für den Wettkönig, sind nur dann legal, wenn kein Geld fließt.

Doch laut dem deutschen Fachmagazin «Journalist» zahlte Audi für zwei Staffeln einen Betrag von 1,8 Millionen Euro. Nicht das ZDF war dabei der Empfänger, sondern die Firma Dolce Media, an die der Mainzer Sender 1999 die Vermarktungsrechte abgetreten hat, ohne dafür Geld zu sehen. Der Geschäftsführer von Dolce Media ist Christoph Gottschalk, der Bruder von Thomas. Ganz unbeteiligt an den Einnahmen ist das ZDF jedoch nicht: Die Tochterfirma ZDF Enterprises und Dolce Media teilen sich die Einnahmen aus der Show-Vermarktung. Das riecht in der Nase des «Journalisten» so, als ob die beiden Gottschalk-Brüder als Privatiers das machen, «was der Sender nicht darf».

Quer-, Zwischen- und Mitbeteiligungen

Auf die Nachfrage, wofür «Wetten, dass ..?»-Partner denn eigentlich zahlen würden, sagte ein ZDF-Sprecher dem Medienmagazin: «Für umfangreiche Medien- und Beratungsleistungen in den Bereichen Print und Online, für die Einräumung der Persönlichkeitsrechte von Thomas und Christoph Gottschalk, für Events und Event-Organisationen sowie für Werbemaßahmen im Rahmen ausländischer TV-Produktionen.» Sprich: Dolce Media verkauft «Wetten, dass ..?»-Produkte wie ein Heft im Bauer-Verlag oder ein TV-Pendant im chinesischen Fernsehen und fädelt Werbeverträge von Thomas Gottschalk mit Haribo ein.

Für den Teller «Goldbären», der jeweils den Gästen gereicht wird, fließt aber kein Geld. Und Audi zahlt kein Geld für die Platzierung des Wettkönig-Wagens, sondern dafür, dass es das Show-Logo als Partner verwenden darf. Ein Schelm, wer Werbung dabei denkt. 2001 kaufte ZDF Enterprises übrigens 15 Prozent der Anteile von Dolce Media und verdient auf diesem Weg sogar mit, wenn Thomas Gottschalk die Werbetrommel für die Postbank rührt.

Wäre die Show ohne «Partner» finanzierbar?

Was Dolce Media erreichen will, berichtete Mitgründer Peter Titz dem «Focus» anno 2004 für die Titelgeschichte «Das Gottschalk-Imperium»: «Der Gedanke war, Stars, die zu `Wetten, dass ..?´ kommen, zu vermarkten. Thomas bringt die Prominenten und Christoph schließt am Ende der Sendung Verträge mit ihnen ab.»

Der so Angesprochene sagte zum selben Thema ein Jahr zuvor in der «Zeit»: «Sowohl die TV-Sender als auch die werbetreibende Wirtschaft sind auf alternative Werbeformen angewiesen, weil die Kosten für Produktionen und Inhalte immens gestiegen sind.» Und Bruder Thomas findet es «in Ordnung», wenn jemand gewinnt und «auf dem Geldkoffer nicht ZDF, sondern RWE» steht. Bei «RWE» handelt es sich um einen Energie-Konzern.

Was aber nicht «in Ordnung» ist, ist, dass ein Stefan Raab «TV total» - auch aus Trotz - inzwischen als «Dauerwerbesendung» kennzeichnet - wegen der Produktplatzierungen. Das ist wohl eher ein Messen mit zweierelei Maß.

Zwischen 2000 und 2001, als Verona Pooth noch Feldbusch hieß, war die damalige RTL2-Moderatorin sechsmal bei «Wetten, dass ..?» zu Gast, bemerkte der «Focus». Kurz darauf wurde sie das Werbegesicht von Iglo. Den Deal fädelte Dolce Media ein. Purer Zufall? Quelle: YouTube

Christoph Gottschalk plaudert in einem Interview über seine Geschäfte. Quelle: YouTube

(20min.ch/phi)

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