Formel 1Ein Verbot mit 31 Ausnahmen
Die Idee ist gut: Die F1-Piloten sollen 2016 wieder ohne «fremde Hilfe» – Funkverkehr – fahren. Nur ist noch immer unklar, was erlaubt ist und was nicht.

Helden sollen sie wieder sein, Schluss mit den von der Box ferngesteuerten Formel-1-Piloten! Ab 2016 gilt es ernst: «Der Fahrer soll das Auto allein und ohne Hilfe fahren», steht im Artikel 20.1 des Reglements geschrieben, das der Automobil-Weltverband FIA auf die Saison 2016 hin – konsequent – durchsetzen will.
Konsequent? Na ja. Denn die Grundidee des Funkverbots, das im September 2014 ins Auge gefasst worden war ist auf der Strecke geblieben. Das ist seit Dezember Tatsache: Anstatt eine Liste von dem zu machen, was die Box ihren Fahrern nicht kommunizieren darf, ließ Renndirektor Charlie Whiting den Teams eine Liste mit 31 Dingen zukommen, die weiterhin erlaubt sind. Eine Menge Ausnahmen und noch mehr Interpretationsspielraum. Chaos ist programmiert.
Ob Whiting, der Vergehen strikt bestrafen will, mittlerweile weiß, wobei es sich dann auch um ein Vergehen handelt? Im Dezember tat er es noch nicht: «Jegliche andere Nachricht wird wahrscheinlich als Verstoß gegen Artikel 20.1 betrachtet», drohte er den Teams. Wahrscheinlich.
Freut es die Fans wirklich?
Und es ist nicht zu erwarten, dass sich bis zum Saisonstart in Melbourne alle Fragen klären. Laut «motorsport.com» laufen noch immer Diskussionen über Dinge, die auf die Liste gehören oder davon gestrichen werden sollen.
Immerhin verspricht das Reglement Spannung, und das in vielerlei Hinsicht: Den Teams werden Fehler unterlaufen, die Strafen mit sich bringen, die Fahrer werden (falsche) Entscheidungen – etwa bei der Strategie oder der Reifenwahl – treffen, die den Rennverlauf auf den Kopf stellen könnten. Schön und gut, aber bis zum Saisonstart nur Theorie. Und inwiefern es die Fans, denen weniger Einblick in das Geschehen im Cockpit gewährt wird, freuen wird, wird sich zeigen.
Rosberg verspricht «pures Racing»
Bei Mercedes ist man guter Dinge, dass die drastischen Einschränkungen die Action zurückbringen. «Das ist wichtig für den Sport. Die Leute wollen sehen, dass ein Außenseiter gewinnt. Sie langweilen sich, wenn immer das überlegene Auto gewinnt», sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, und Nico Rosberg lockt mit «purem Racing». Ein großes Versprechen.
Wer sich die 31 Funksprüche, die 2016 noch erlaubt sind, zu Gemüte führen will: zu finden unter diesem Link. Gut möglich, dass die Liste bis zum Saisonstart noch modifiziert wird.
Hamilton skeptisch
Teamkollege Lewis Hamilton ist mit der Neuregelung zwar grundsätzlich einverstanden, findet aber, dass die Regelverschärfung unnütz ist. «Vieles davon (Verbotenes, Anm. d. Red.) hat keinerlei Einfluss auf unsere Leistung, sondern dient nur dazu, das Auto am Laufen zu halten. Deshalb bin ich mit einigen Dingen nicht einverstanden, weil sie für die Zuschauer irrelevant sind.» Auswendig lernen musste der Weltmeister die 31 Funksprüche dennoch. Und er hat sich Spickzettel erstellen lassen. «Deshalb sieht man im Auto manchmal Aufkleber im Cockpit oder auf dem Lenkrad.»
(L'essentiel/als)