Verbesserte TherapieEinfacher Trick nimmt Angst vor Spinnen
Hoffnung für Menschen mit Angststörungen: Schwedische Forscher haben einen Weg gefunden, der selbst bisher Untherapierbaren helfen könnte.

Spinnen, Statuen oder Löcher: Alltägliche Dinge jagen vielen Menschen Angst ein. Warum, wissen die Betroffenen oftmals selber nicht. Die Angst ist einfach da. Während die einen ganz gut damit leben können, wissen die anderen weder ein noch aus. Ihnen kann eine Konfrontationstherapie (siehe Box) helfen. Allerdings schlägt eine solche nicht immer an. Das könnte sich nun ändern.
Denn Forscher der schwedischen Universität Uppsala und des Karolinska Instituts haben eine Möglichkeit gefunden, Therapien zu verbessern. Und zwar mit einem ganz einfachen Kniff, wie sie im Fachjournal «Current Biology» berichten.
Konfrontation vor der Konfrontation
Für die Studie versammelte das Team um Johannes Björkstrand 45 Spinnenphobiker im Labor, die alle seit durchschnittlich 20 Jahren unter ihrer Angst litten.
22 Teilnehmern zeigten sie zehn Minuten vor Beginn der eigentlichen Therapiesitzung ein Spinnenbild und aktivierten so die angstbesetzte Erinnerung. Die anderen 23 Probanden dienten als Kontrollgruppe: Ihnen wurde zwar auch ein Bild von einer Spinne gezeigt, dies jedoch sechs Stunden vor der Behandlung.
Deutlicher Erfolg
Um Aussagen über die unterschiedlichen Auswirkungen treffen zu können, befanden sich alle Patienten während der Therapie in einem Magnetresonanztomographen (MRT). Mit dessen Hilfe zeichneten die Forscher die Hirnaktivität der Amygdala auf, der Gehirnregion, die an der Entstehung von Ängsten beteiligt ist. Dabei wurden beiden Gruppen dieselben Bilder gezeigt – von Spinnen sowie von neutralen Motiven.
Am darauf folgenden Tag wurde erneut getestet, wie stark die Probanden aus beiden Gruppen nun auf Spinnenbilder reagieren. Ergebnis: Die 22 Personen, deren Erinnerung an den Auslöser der Phobie erst kurz vor der Therapie aktiviert worden war, wiesen deutlich weniger Aktivität in der Amygdala auf als die Teilnehmer der Kontrollgruppe. Das heißt: Ihre Angst ist weniger geworden.
Negative Erinnerungen überschreiben
«Es ist bemerkenswert, dass so eine einfache Manipulation so deutliche Auswirkungen auf die Hirnaktivitäten und das Verhalten hat», kommentiert Björkstrand das Resultat in einer Mitteilung.
Verantwortlich dafür ist wahrscheinlich ein Effekt, der noch nicht allzu lange bekannt ist. Demnach wird durch das Aufrufen des Auslöser der Phobie – in diesem Fall Spinnen – die Erinnerung instabil gemacht und kann deshalb durch eine positive Erinnerung überschrieben beziehungsweise ersetzt werden. Die aktuelle Studie zeigt, dass das Zeitfenster dafür begrenzt ist. schließlich hat sich die angstauslösende Erinnerung bei der Kontrollgruppe in den sechs Stunden bis Therapiebeginn wieder stabilisiert.
(L'essentiel/fee)
Konfrontationstherapie
Die Konfrontationstherapie - auch Expositionstherapie genannt - zählt zu den Methoden der Verhaltenstherapie. Ziel dieser ist es, sich dem Angstauslöser und damit seiner Phobie gezielt auszusetzen. Dadurch lernen die Betroffenen, dass sich Angst aushalten lässt und dass sie vergeht, wenn man sie zulässt und das Befürchtete nicht eintritt.