Kleinkinder und Corona – «Er kann das Lächeln hinter der Maske nicht sehen»

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Kleinkinder und Corona«Er kann das Lächeln hinter der Maske nicht sehen»

LUXEMBURG – Wie schwer ist es für Babys und Kleinkinder, in einer Welt voller Mundschutz tragenden Menschen aufzuwachsen? Eltern berichten.

Kleinkinder sind sehr anpassungsfähig.

Kleinkinder sind sehr anpassungsfähig.

Pixabay/Illustration

«Mama, wann werden wir wieder so leben, wie es früher war und endlich wieder glücklich sein?». Mit dieser Frage rührte Elina (8) vor einiger Zeit ihre Mutter Aurélie zu Tränen. Vor mehr als einem Jahr veränderte das Tragen von Corona-Schutzmasken und die Pandemie unser Alltagsleben – auch das der Kinder.

In Luxemburg gilt seitdem die Maskenpflicht für Kinder ab sechs Jahren. Ein neues Accessoire, das laut Elina nicht leicht zu akzeptieren gewesen sei. «Die Mund-Nasen-Schutzmaske wurde von meinen beiden älteren Kindern gut aufgenommen – im Gegenteil zu meiner jüngsten Tochter», erklärt die dreifache Mutter. Nach einem ganzen Tag in der Schule, wo Maskenpflicht herrscht, würde die Schülerin an der Privatschule Sainte-Sophie «mit einem blassem Gesicht, müde und mit Kopfschmerzen» nach Hause kommen.

«Er sieht das Lächeln hinter der Maske nicht»

Außerdem habe das achtjährige Mädchen eine Form von Angstzuständen entwickelt. «Sie hat Angst, zu ihren Freundinnen zu gehen. Sie fragt mittlerweile sogar, ob sie Familienmitglieder umarmen darf», erzählt die Mutter.

Kleinkinder müssen zwar keine Schutzmaske tragen, doch auch sie müssen sich damit zurechtfinden. Nathan (3) kam das erste Mal mit der Schutzmaske in Kontakt, als sein Papa sie zum ersten Mal im öffentlichen Bereich aufsetzte. «Er ist es gewohnt, Menschen mit Schutzmasken zu sehen», erzählt sein Vater. Doch beim Einkauf wundere sich der Junge immer wieder, wieso er kein Lächeln zurück bekommt, da er es hinter der Maske nicht sieht.

Kinder passen sich schnell an

Dass das Tragen einer Schutzmaske mittlerweile Pflicht ist, zeige sich übrigens darin, dass Kleinkinder gerne ihre Eltern daran erinnern, sie in der Öffentlichkeit zu tragen. «Die Kleinen haben eine große Anpassungsfähigkeit», erklärt Diane Dhur, Erzieherin und Leiterin des Kompetenzzentrums für soziale und emotionale Entwicklung «Omega 90».

Wenn ein Kind Menschen sieht, die auf der Straße Schutzmasken tragen, empfindet es das nicht als störend. Doch wenn es jemanden sieht, den es kennt, der in seinem gewohnten Umfeld eine Maske trägt, könne das die Kinder stören. Nathan sei eines Tages bei seiner Tagesmutter gewesen, die eine Schutzmaske trug. Der Junge habe richtig Angst bekommen und wollte, dass sie sie abnimmt, so der Vater. Auch wenn Schutzmasken weiterhin getragen werden müssten, ist die Erzieherin der Meinung, dass dies keine psychologischen Auswirkungen auf die Kleinen haben dürfte.

«Etwas ganz Banales»

«Säuglinge und Kleinkinder bis zu zwölf Monate stellen die kritischste Altersgruppe dar, bei der es angstauslösend und stressverursachend sein könnte», so Catherine Avaux, Kinderpsychiaterin im CHL. Deswegen sollte «in ihrer Anwesenheit auf das Tragen einer Schutzmaske möglichst verzichtet werden», sagt sie.

Außerdem sei es wichtig, die richtigen Worten zu finden, um Kinder aufzuklären, so Duhr. «Wir haben ihm erklärt, dass Erwachsene einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen, um nicht krank zu werden», erzählt Nathans Vater. Das Ehepaar habe versucht, «etwas ganz Banales, daraus zu machen». «An dem Tag, an dem wir sie abnehmen werden, wird er es, meiner Meinung nach, nicht einmal merken», sagt der Vater.

(mm/L'essentiel)

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