Krieg in der Ukraine «Er war erst 19 Jahre alt» – Angehörige von Moskwa-Besatzung sind verzweifelt
Nachdem der russische Kreuzer Moskwa gesunken ist, suchen Angehörige verzweifelt nach ihren Liebsten. Oder zumindest nach Antworten. Doch diese erhalten sie von offizieller Seite wohl nie.

- von
- Philippe Coradi
Russlands Präsident Wladimir Putin hat vergangenen Donnerstag sein Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte – die Moskwa – verloren, der Raketenkreuzer ist gesunken. US-Angaben zufolge waren bis zu 500 Besatzungsmitglieder an Bord. Nach dem Untergang hat das Verteidigungsministerium in Moskau ein Video veröffentlicht, das Mitglieder der Besatzung zeigen soll.
Doch haben Hunderte russische Familien von Besatzungsmitgliedern noch nicht erfahren, ob ihr Familienmitglied im Dienst den ukrainischen Raketenangriff überlebt hat. Sofern sie überhaupt wissen, dass diese auf der Moskwa gedient haben. Nach offizieller russischer Darstellung ist auf der Moskwa ein Munitionslager in Brand geraten. Beim Abschleppen des Schiffs sei es in einem Sturm gesunken. Davor seien alle Besatzungsmitglieder evakuiert worden.
Informationen, die keine sind
Der «Guardian» schildert die Verzweiflung einer Mutter, der zwar mitgeteilt wurde, dass ihr Sohn gefallen ist, doch mehr Information erhält sie vom Verteidigungsministerium nicht. «Er war erst 19 Jahre alt, er war Wehrpflichtiger», sagte sie gegenüber der Zeitung. «Sie haben mir nichts weiter gesagt, auch nicht, wann die Beerdigung stattfinden würde. Ich bin sicher, dass er nicht der Einzige ist, der gestorben ist.»
Auch weitere Angehörige sind sich sicher, dass ihnen über die Umstände des Todes nicht die Wahrheit gesagt wurde. Darum fordern Familienangehörige von Seeleuten, die an Bord der Moskwa dienten, Antworten.
Aufruf an die Öffentlichkeit
Einige Familien gehen noch einen Schritt weiter und haben sich sogar an die Öffentlichkeit gewandt. Der Vater eines 21-jährigen Mannes, der als Schiffskoch gearbeitet hat, bittet Nutzerinnen und Nutzer der Sozialen Medien, seinen Hilferuf nach mehr Informationen zu teilen. Andere Eltern haben sich zusammengeschlossen und fordern «schriftliche Antworten auf unsere Fragen nach dem Verbleib unserer Kinder, keine Textnachrichten mit Bildern und Gebetswünschen».
Konkrete Antworten werden sie wohl nie erhalten. Im Gegenteil, die Gesamtzahl der Toten, Verwundeten und Vermissten bleibt wohl ein Staatsgeheimnis.