Syrien-KriseErdogan bezichtigt Assad der Lüge
Der türkische Präsident Erdogan distanziert sich immer weiter vom syrischen Präsidenten Assad. Erdogan wirft Assad vor, ihn in Bezug auf syrische Reformbemühungen angelogen zu haben.

Die Türkei rückt immer deutlicher von ihrem früheren Partner Syrien ab. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan warf dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad laut Presseberichten vom Montag vor, ihn mit Blick auf Reformversprechen «ständig angelogen» zu haben.
Schon in den kommenden Tagen werde die syrische Opposition eine offizielle Repräsentanz in der Türkei eröffnen können, sagte Erdogan demnach vor mitreisenden Journalisten auf dem Heimflug von der UNO-Vollversammlung in New York.
Assad will nicht hören
Angesichts des seit März andauernden Aufstands gegen das Assad-Regime in Syrien hatte die türkische Regierung lange versucht, den syrischen Präsidenten zu Reformen zu bewegen. Assad habe aber nicht hören wollen, sagte Erdogan nun.
Zudem habe der syrische Präsident gelogen: So habe Assad gesagt, es gebe 83 politische Gefangene in Syrien, obwohl es tausende seien. Auch habe Assad versprochen, den Ausnahmezustand aufzuheben, dann aber die Hafenstadt Latakia vom Meer her beschiessen lassen. Von der angekündigten Zulassung politischer Parteien könne ebenfalls keine Rede sein.
Erdogan bekräftigte laut den Berichten, die Türkei werde weiterhin Waffenlieferungen an Syrien unterbinden. Weitere Sanktionen würden geprüft. Vergangene Woche hatten türkische Behörden ein Schiff mit Waffen für Syrien gestoppt.
Oppositionelle hacken Websites
Syrische Oppositionelle hackten unterdessen mehrere Websites des Regimes und veröffentlichten Listen mit Opfern der brutalen Unterdrückung. Das berichtete der Nachrichtensender «Al-Dschasira».
Betroffen waren Internetseiten in mehreren Städten, darunter Homs, Aleppo, Latakia und Damaskus. Unter den angegriffenen Behörden sei auch das Transportministerium und die für Museen und Altertümer zuständige Behörde gewesen.
Seit Beginn der Proteste gegen das Regime von Assad im März wurden nach Angaben der UNO etwa 2700 Menschen bei Zusammenstössen getötet.
Die syrische Armee setzte ihre Aktionen gegen die Regierungsgegner fort. Syrische Aktivisten im Libanon berichteten von einer Verstärkung der Truppen in Duma, einem Vorort von Damaskus und an der Grenze mit dem Libanon. Mindestens sieben Zivilisten seien bei Protesten am Wochenende getötet worden, sagten Aktivisten.
L'essentiel Online /
(sda)