Türkei: Erdogan hält trotz Erdbebenkatastrophe an Präsidentschaftswahl fest

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TürkeiErdogan hält trotz Erdbebenkatastrophe an Präsidentschaftswahl fest

In der Türkei soll trotz der Erdbeben mit insgesamt mehr als 50.000 Toten Mitte Mai gewählt werden. Das gab der türkische Präsident am Mittwoch bekannt. 

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Recep Tayyip Erdogan will die Präsidentschaftswahl am 14. Mai durchführen.

Recep Tayyip Erdogan will die Präsidentschaftswahl am 14. Mai durchführen.

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Die Erdbebenkatastrophe wird für Erdogan politische Folgen haben. Es ist offen, ob negative oder positive. 

Die Erdbebenkatastrophe wird für Erdogan politische Folgen haben. Es ist offen, ob negative oder positive. 

AFP
Dem türkischen Präsidenten wird unter anderem vorgeworfen, zu wenig gegen Baumängel in der Türkei getan zu haben.

Dem türkischen Präsidenten wird unter anderem vorgeworfen, zu wenig gegen Baumängel in der Türkei getan zu haben.

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In der Türkei soll trotz der Erdbeben-Katastrophe mit insgesamt mehr als 50.000 Toten Mitte Mai gewählt werden. Dies gab Präsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch in Ankara bekannt. «Dieses Volk wird, so Gott will und die Zeit naht, am 14. Mai das Nötige tun», sagte Erdogan. Die Opposition hatte sich zuvor schon für den Termin ausgesprochen. Nun war es das erste Mal, dass sich das amtierende Staatsoberhaupt dazu äusserte. Erdogan will dann erneut fürs Präsidentenamt kandidieren.

Zwischenzeitlich gab es wegen der Erdbebenkatastrophe Spekulationen über eine Verschiebung der Präsidenten- und Parlamentswahl. Bei den Erdbeben der Stärke 7,7 und 7,6 kamen allein in der Türkei mehr als 45.000 Menschen ums Leben. Mehr als 1,9 Millionen wurden nach Angaben der Regierung aus den betroffenen Provinzen evakuiert. Weitere 1,9 Millionen leben dort in Zelten. Über die Details zum Ablauf der gleichzeitig stattfindenden Präsidenten- und Parlamentswahlen wurden keine Angaben gemacht.

Erdogan veranlasste vorgezogene Wahlen

Der 69 Jahre alte Erdogan hatte im Januar angekündigt, per Dekret vorgezogene Wahlen am 14. Mai zu veranlassen – regulär wäre im Juni gewählt worden. Dies kann der Verfassung zufolge entweder mit Zustimmung von 60 Prozent der Abgeordneten im Parlament oder per Dekret durch den Präsidenten geschehen. Die Opposition argumentiert, dass Erdogan – der 2014 zum ersten Mal und 2018 zum zweiten Mal zum Präsidenten gewählt wurde – der Verfassung zufolge nur dann ein drittes Mal kandidieren darf, wenn das Parlament Neuwahlen erzwingt.

Im Parlament verfügt Erdogans regierende AKP mit ihrem ultranationalistischen Partner MHP jedoch nur über eine einfache Mehrheit – könnte also ohne die Opposition keine Neuwahl beschließen. Nach Ansicht der Regierung steht der Kandidatur jedoch nichts im Weg. Erdogan sei 2018 nach einer Verfassungsänderung als erster Präsident in einem neuen Präsidialsystem gewählt worden – seine vorherige Amtszeit zähle also nicht. Verfassungsrechtler sind geteilter Meinung, ob eine erneute Kandidatur möglich ist oder nicht.

Als mögliche Gegenkandidaten Erdogans gelten der Parteichef der stärksten Oppositionspartei CHP, Kemal Kilicdaroglu, der Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu und der Bürgermeister von Ankara, Mansur Yavas (beide ebenfalls CHP). 

(dpa/noh)

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