Tunesien – Erste Vermögen von Ben Ali aufgetaucht

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TunesienErste Vermögen von Ben Ali aufgetaucht

Hinweise verdichten sich, dass der geflohene Ex-Präsident Tunesiens Gelder in der Schweiz anlegen ließ. Derweil kommt auch die Übergangsregierung in Tunis unter Druck.

Ein Demonstrationszug von hunderten Tunesiern aus der verarmten Zentralregion des Landes hat am 23.1.2011 Tunis erreicht.

Ein Demonstrationszug von hunderten Tunesiern aus der verarmten Zentralregion des Landes hat am 23.1.2011 Tunis erreicht.

AFP

In der Schweiz sind erste Vermögenswerte des gestürzten tunesischen Präsidenten Zine Ben Ali aufgetaucht. Beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) sind entsprechende Meldungen eingegangen, wie EDA-Sprecher Adrian Sollberger gegenüber der «NZZ am Sonntag» sagte. Allerdings machte er keine Angaben zu Höhe und Art der Vermögenswerte und zu Zahl und Absender der Meldungen. Die Hinweise verdichten sich jedoch, dass der Ben-Ali-Clan in der Schweiz vor allem Gelder anlegen und verwalten ließ. Er soll Konten bei der HSBC Private Bank, der Citibank und der Credit Suisse in Genf gehabt haben, wie die «NZZ am Sonntag» weiter berichtet.

Daneben besaßen die Familien von Zine Ben Ali und seiner Frau Leila Trabelsi angeblich Liegenschaften in Genf und im Greyerzerland. Und schließlich soll in den letzten Tagen auf dem Flughafen-Genf-Cointrin ein Privatjet «Falcon 900» des Ben-Ali-Clans gewartet worden sein. Die Genfer Staatsanwaltschaft prüft gegenwärtig, ob der Jet beschlagnahmt werden muss.

In Tunesien selber kommt die Übergangsregierung stark unter Druck. Ein Demonstrationszug von hunderten Tunesiern aus der verarmten Zentralregion des Landes hat am Sonntag Tunis erreicht.

«Volk ist gekommen, um Regierung zu stürzen»

Unter Rufen wie «Das Volk ist gekommen, um die Regierung zu stürzen» zog die Menge durch die Hauptstadt, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Ein älterer Mann unter den etwa tausend Teilnehmern der «Karawane der Freiheit» bezeichnete die Übergangsregierung als «letzte Reste der Diktatur», die beseitigt werden müssten.

Die Karawane hatte ihren Marsch auf Tunis am Samstagmorgen in dem etwa 280 Kilometer südlich der Hauptstadt gelegenen Ort Menzel Boutaiane begonnen. Je mehr Orte der Zug passierte, um so mehr Menschen schlossen sich an.

Anhaltende Unruhen

Im Zentrum Tunesiens hatte der Aufstand gegen den ehemaligen Präsidenten Zine al-Abidine Ben Ali seinen Anfang genommen. In Menzel Boutaiane sollen erstmals Demonstranten von der Polizei niedergeschossen worden sein. Die anhaltenden Proteste im ganzen Land trieben Ben Ali schließlich in die Flucht.

Tunesien wird inzwischen von einer Übergangsregierung geführt. Aber auch sie wird von vielen Tunesiern nicht akzeptiert, weil in ihr auch Vertreter der alten Regierung sind. Deshalb halten die Proteste im Land weiter an.

L'essentiel Online/kub/sda

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