Kernfusion – Es funktioniert! Künstliche Sonne ist in Betrieb

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KernfusionEs funktioniert! Künstliche Sonne ist in Betrieb

In Deutschland wurde zum ersten Mal Helium-Plasma hergestellt – ein wichtiger Schritt in Richtung klima- und umweltfreundliches Kraftwerk.

Neun Jahre hat der Aufbau von Wendelstein 7-X im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Greifswald gedauert. Dann wurde die Fusionsanlage während eines Jahres langsam hochgefahren. Ziel der Anstrengungen ist es, ein klima- und umweltfreundliches Kraftwerk zu entwickeln, eine Art «künstliche Sonne». Denn die Anlage soll ähnlich wie die Sonne aus der Verschmelzung von Atomkernen Energie gewinnen.

Gestern war es schließlich soweit: Die IPP-Physiker speisten rund ein Milligramm Heliumgas in ein Magnetfeld einer Vakuumkammer ein und schalteten die Mikrowellenheizung für einen kurzen 1,8 Megawatt-Puls an. Über Kameras konnten die Forscher das erste selbst produzierte Plasma beobachten. Wie das Institut mitteilt, bestand es für eine Zehntel-Sekunde und erreichte eine Temperatur von rund einer Million Grad.

Eine unerschöpfliche Energieform

«Wir sind sehr zufrieden», sagt Hans-Stephan Bosch vom IPP über die Premiere. Dabei handelt es sich genau genommen nur um einen Testlauf: «Wir beginnen mit einem Plasma aus dem Edelgas Helium», so Thomas Klinger, Wissenschaftlicher Leiter des Experiments. Erst im nächsten Jahr werde man zu einem Wasserstoff-Plasma – dem eigentlichen Untersuchungsobjekt – wechseln.

Die nun in Betrieb gegangene Anlage Wendelstein 7-X könnte Forschungsgeschichte schreiben. Immerhin geht es um eine bislang nicht nutzbare, quasi unerschöpfliche Energieform – die Kernfusion. «Aus einem Gramm Wasserstoff können wir dieselbe Energiemenge gewinnen wie aus zehn Millionen Gramm Kohle», so Klinger. Vorausgesetzt, es gelingt, den Fusionsprozess unter Kontrolle zu halten.

(L'essentiel/fee)

Vorbild Sonne

In der Sonne fusionieren permanent Wasserstoffatome zu Helium, auf der Erde klappte das bislang nur unkontrolliert als Wasserstoffbombe. Die stärkste je auf der Erde gezündete Bombe nutzte Wasserstoff und war 4000 Mal stärker als die Atombombe von Hiroshima. Eine kontrollierte Kernfusion ist bislang nur für wenige Sekunden gelungen. Die Verantwortlichen hoffen, dass Fusionskraftwerke langfristig das Energieproblem der Menschheit lösen.

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