Debatte im Parlament – «Es gab Positives, aber auch eklatante Mängel»

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Debatte im Parlament«Es gab Positives, aber auch eklatante Mängel»

LUXEMBURG - Am Donnerstag ging es im Parlament heiß her. Die Abgeordneten debattierten über Bettels Rede zur Lage der Nation und nahmen auch einiges aufs Korn.

Ex-Premier Jean-Claude Juncker (links) hörte zum ersten Mal der Rede zur Lage der Nation von der Oppositionsbank aus zu.

Ex-Premier Jean-Claude Juncker (links) hörte zum ersten Mal der Rede zur Lage der Nation von der Oppositionsbank aus zu.

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18 Jahre lang war er es, der die Reden zur Lage der Nation hielt. Am Donnerstag machte Ex-Premier Jean-Claude Juncker nun keinen Hehl daraus, was er von der Rede seines Nachfolgers, Xavier Bettel, hielt: «Es gab Positives, aber auch eklatante Mängel. Die Menschen müssen wissen, was die Regierung vorhat. Wir wissen weder, wie die Grundlinien der Steuerreform aussehen werden noch, wie die Anhebung der Mehrwertsteuer ausgeglichen werden soll», resümierte Juncker.

Serge Urbany (déi Lénk) seinerseits sagte, er sei «durch die Vorschläge des Premiers beunruhigt». «Die Sozialleistungen wie der Mindestlohn RMG oder die Arbeitslosenhilfen müssen reformiert werden», so Urbany weiter. Gast Gibéryen (ADR) warf der Regierung eine kontraproduktive Familienpolitik vor: «Dies kann zu Problemen führen, vor allem im Hinblick auf die Nachhaltigkeit unseres Rentensystems.»

Viviane Loschetter von déi gréng ging in ihrer Rede mit vielen bildhaften Beispielen auf die soziale Selektivität ein: «Derjenige, der schon eine warme Decke über seinem Kopf hat, braucht keine andere. Das ist die ganze Allegorie der Rede.»

Bettel: «Kompensatorische Maßnahmen typisch für die CSV»

Alex Bodry (LSAP) empfand die Debatte über die ersten 100 Tage der Regierung als «surreal»: «Damit wird ja die Zeit überbrückt, die zunächst für die Bearbeitung von Dossiers nötig ist», so Bodry. Budgetberichterstatter Eugène Berger (DP) stellte die Basis einiger Zulagen für Kinder in Frage. Diese sähe er gerne durch eine «hochqualitative Betreuung» ersetzt.

Am Ende der Tagesdebatte im Parlament ging Xavier Bettel Punkt für Punkt auf die Kritik ein. Er nahm die CSV aufs Korn: «Warum brauchen wir kompensatorische Maßnahmen, um die Mehrwertsteuer anzuheben? Das ist typisch CSV.» Diese Regierung werde, resümierte der Premier, keinen einzigen Euro, der in die Kasse fließe, sofort ausgeben.

(Patrick Théry/L'essentiel)

Unel kritisiert Pläne der Regierung bezüglich Studienbeihilfen

Auch die Studentenvereinigunng Unel reagierte am Freitag auf die Rede von Xavier Bettel zur Lage der Nation. Kritik galt vor allem den Plänen der Regierung, das Stipendiensystem zu reformieren. Bereits 2010 hatte die Unel kritisiert, dass die damalige Reform soziale Ungerechtigkeiten schaffe, da gerade bei den Ärmsten unserer Gesellschaft gespart wurde. «Anstatt diese Fehler endlich

zu beheben, gibt es nun einheitlich für alle Studierende weniger Geld. Dies zeigt, dass der Premierminister bildungspolitische Maßnahmen nicht als Investition in die Zukunft, sondern nur als lästige Ausgaben ansieht», mahnte die Studentenvereinigung an.

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