ArcelorMittal«Es gibt eine Einigung, aber kein Vertrauen»
FLORANGE – ArcelorMittal hat die drohende Verstaatlichung seines Werks in Florange abgewendet. Doch Ruhe kehrt damit nicht ein. Die Gewerkschaften bleiben besorgt.

Premierminister Ayrault verkündet die Einigung am Freitag im Hôtel de Matignon.
Nach der Einigung zwischen ArcelorMittal und der französischen Regierung, die beiden Hochöfen in Florange zwar stillzulegen, aber nicht zu abzubauen, wird das Thema diese Woche wohl noch nicht von der Agenda verschwinden. Premierminister Jean-Marc Ayrault hat die Gewerkschaften am Mittwoch nach Paris zu Gesprächen eingeladen. Edouard Martin von der CFDT befürchtet, dass die Arbeitsplätze von 500 Mitarbeitern in Gefahr sind, die bei Zuliefererfirmen von ArcelorMittal angestellt sind.
Auch innerhalb der Regierung ist die Skepsis groß. «Es gibt eine Einigung, aber kein Vertrauen», sagte am Sonntag Umweltministerin Delphine Batho. «Mittal hat in der Vergangenheit seine Versprechungen nie gehalten.» Zweifel kamen auf, nachdem der Konzernchef es am Samstag vermieden hatte, das europäische Projekt Ulcos zu erwähnen. Es soll dazu beitragen, dass einer der Hochöfen in Florange langfristig wieder in Betrieb genommen werden kann, um Stahl unter geringerem CO2-Ausstoß zu produzieren. Die Europäische Kommission wird eine endgültige Entscheidung zu diesem Projekt am 20. Dezember vornehmen. Nach Angaben der französischen Regierung hat ArcelorMittal sich dazu bereit erklärt, das Projekt zu analysieren.
Investitionen in Höhe von 180 Millionen Euro
Die Nachricht über die Abwendung einer Verstaatlichung kam am Freitagabend. Nach Angaben der Regierung in Paris wird das Unternehmen in den kommenden fünf Jahren 180 Millionen Euro in die Produktionsstätte in Lothringen investieren und zwei stillgelegte Hochöfen vorerst nicht demontieren. Für die Mitarbeiter werde kein Sozialplan notwendig, sagte Premierminister Jean-Marc Ayrault.
Die französische Regierung hatte zuvor mit einer Verstaatlichung des Standortes nahe der deutschen und luxemburgischen Grenze gedroht. Sie wollte damit den Verlust der rund 600 Arbeitsplätze in der Flüssigstahlproduktion abwenden. ArcelorMittal hatte zuletzt die zwei Hochöfen der Produktionsstätte wegen Überkapazitäten stillgelegt und nur das lukrative Walzwerk zur Herstellung von Spezialblechen für die europäische Autoindustrie weiter betrieben. Für die Hochöfen allein fand sich kein Übernahmeinteressent.
(L'essentiel Online/afp/dpa)