Wohnungsmarkt – «Es wäre mir peinlich, so viel Miete zu verlangen»

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Wohnungsmarkt«Es wäre mir peinlich, so viel Miete zu verlangen»

LUXEMBURG - Wie viel Miete darf ein Besitzer für eine Mini-Wohnung verlangen? Der Fall eines Studios in Bonneweg sorgt für Debatte. Die Makler sind sich nicht einig.

Welcher Preis ist bei der Miete angemessen? Auch die Makler sind sich nicht einig.

Welcher Preis ist bei der Miete angemessen? Auch die Makler sind sich nicht einig.

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«Das ist absolut übertrieben! Es wäre mir peinlich, eine Einzimmerwohnung zu dem Preis zu vermieten!», meint Hélène Grober, Leiterin einer Immobilienagentur in Luxemburg Stadt. Die Debatte in sozialen Netzwerken über ein Mietangebot für ein 15 Quadratmeter großes Studio in Bonneweg für 725 Euro monatlich mit einer Kaution von vier Monatsmieten ist bei den Profis der Branche angekommen.

Doch welche Rolle sollten Makler auf dem Wohnungsmarkt spielen? «Es ist unsere Aufgabe einem Vermieter auch zu sagen, wenn seine Vorstellungen übertrieben sind. Ich lehne auch Anzeigen ab, wenn der Preis überzogen ist. Wer zum Beispiel in Bonneweg für eine Einzimmerwohnung 725 Euro verlangt, hat meistens auch 30 oder 40 Quadratmeter zu bieten», meint Grober. Sie hält nicht viel von Maklern, «die weder das Land noch die Preise» kennen und viele Anzeigen aufnehmen, «nur um ihren Katalog aufzufüllen».

«Vermieter müssen ihre Kosten decken»

Anders als Grober ist Alain*, Immobilienmakler in Esch-sur-Alzette, keinesfalls überrascht: «Ich habe auch Zimmer für 500 oder 600 Euro im Angebot, die im Süden des Landes vermietet werden. Also können sie sich vorstellen, was ein gleichwertiges Zimmer in der Hauptstadt kosten würde. Die Nachfrage ist enorm hoch. Eine einzelne Anzeige kann mehr als ein Dutzend Interessierte pro Woche anlocken.»

Corinne*, Immobilienmaklerin in der Hauptstadt, weiß, woher die große Nachfrage nach Einzimmerwohnungen kommt: «Es kommen viele junge Arbeitskräfte aus dem Ausland, die Arbeitsverträge für sechs Monate unterschreiben und eine kleine Wohnung suchen. Es gibt aber nur wenig Einzimmerwohnungen auf dem Markt», so die Maklerin. Für sie ist der Vermieter im Recht: «Ich mache diesen Beruf seit 25 Jahren und habe selten ein Studio für weniger als 700 Euro Miete im Monat gesehen. Der Kaufpreis liegt bei mindestens 180‘000 Euro. Die Vermieter müssen ihre Kosten ja auch irgendwie decken.»

(* = Namen von der Redaktion geändert)

(Thomas Holzer/L'essentiel)

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