Terror in Brüssel – «Es war meine Pflicht, dieses Bild zu schießen»

Publiziert

Terror in Brüssel«Es war meine Pflicht, dieses Bild zu schießen»

Dieses Foto ging um die Welt: Eine verletzte Frau blickt nach dem Terroranschlag am Flughafen Brüssel verängstigt in die Kamera. Das Foto schoss eine Georgierin.

Verängstigt blickt die Frau um sich. Blut rinnt über ihr Gesicht, das von Staub bedeckt ist. Ihr rechter Fuß ist verletzt, die Kleidung zerfetzt. Das Bild, das kurz nach den Explosionen am Brüsseler Flughafen Zaventem entstand, wurde zum Symbol für die Anschläge vom 22. März. Viele Zeitungen druckten es auf ihrer Titelseite.

Aufgenommen hat es die georgische Fotografin Ketevan Kardava. Sie war laut dem US-Magazin «Time» von Brüssel auf dem Weg nach Genf, um dort über Verhandlungen zwischen Russland und Georgien zu berichten, als sich die Selbstmordattentäter in die Luft sprengten.

Einzige Fotografin vor Ort

«Türen und Fenster zerbarsten. Überall war Staub und Rauch», schilderte Kardava dem Magazin ihre Eindrücke. «Um mich herum sah ich Dutzende Menschen ohne Beine, die in ihrem Blut lagen.» Sie sei geschockt, aber auch überrascht gewesen, dass sie selber noch beide Beine hatte.

Nach der zweiten Explosion habe sie eigentlich wegrennen wollen, so Kardava. Doch der Impuls, Fotos zu machen, war stärker. Als Journalistin sei es ihre Pflicht gewesen, die Bilder zu schießen, um der Welt zu zeigen, was passiert ist. Sie habe gewusst, dass sie die einzige Fotografin vor Ort war.

Indische Stewardess unter Schock

Die Frau in dem zerfetzten gelben Blazer stand laut Kardava unter Schock, sie wechselte kein Wort mit ihr. Die indische Fluggesellschaft Jet Airways hat mittlerweile bestätigt, dass es sich um eine ihrer Stewardessen handelt. Nidhi Chaphekar, Mutter zweier Kinder aus Mumbai, wollte im Terminal ihre Arbeitskollegen treffen. Sie hätte Fluggäste auf dem Weg nach Newark in den USA betreuen sollen, schreibt der «Guardian». Laut Jet Airways arbeitet Chaphekar seit 15 Jahren für die Fluglinie. Ein weiterer Mitarbeiter der Airline wurde ebenfalls verletzt. Beide sind auf dem Weg der Besserung.

Chaphekars Familie sagte der «Times of India», dass die Stewardess bei den Explosionen verletzt und später im Krankenhaus operiert worden sei. Allerdings hätten sie lange auf Informationen gewartet und nur gewusst, dass Nidhi in Sicherheit sei. Laut Jet Airways sind die Angehörigen nun auf dem Weg zu der verletzten Frau.

(L'essentiel/mlr)

Deine Meinung