Geldmarktfonds – EU will Schattenbanken überwachen

Publiziert

GeldmarktfondsEU will Schattenbanken überwachen

Geldmarktfonds setzen jährlich Billionen um - fast ohne Aufsicht. Nun will die EU gegen diese Schattenbanken vorgehen, die vor allem in Luxemburg und Irland sitzen.

Auf den Finanzplätzen Luxemburg und Irland sind Geldmarktfonds in Europa am stärksten vertreten.

Auf den Finanzplätzen Luxemburg und Irland sind Geldmarktfonds in Europa am stärksten vertreten.

Editpress

Als Lehre aus der Finanzkrise will die EU nun auch einen Graubereich des Finanzmarktes unter Kontrolle bringen: Die Geldmarktfonds. Solche alternative Kapitalgeber sollen nach einem Vorschlag der EU-Kommission künftig wie Banken bestimmten Kapitalregeln unterliegen.

Die Fonds sollen Kapitalpuffer vorhalten, damit sie bei möglichen Panikverkäufen der Anleger nicht ins Wanken geraten und damit den übrigen Finanzsektor in Schieflage bringen. Leicht zu verkaufende Vermögenswerte müssten sie künftig horten, so dass sie keine übermäßigen Risiken mehr eingehen können. «Kein Akteur am Finanzmarkt darf ohne Kontrolle bleiben», sagte EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier am Mittwoch in Brüssel.

Bereich der Schattenbanken wächst

Die EU-Vorschläge sollen auch beim G20-Gipfel am Donnerstag und Freitag in St. Petersburg erörtert werden. Allerdings bleiben die EU-Pläne hinter den Empfehlungen internationaler Bankenaufseher wie etwa dem Finanzstabilitätsrat (FSB) der G20-Länder zurück. Deutschland und Frankreich pochen daher auf strengere Auflagen für sogenannte Schattenbanken. In einem Brief verlangten die Finanzminister beider Länder, Wolfgang Schäuble und Pierre Moscovici, von Barnier härtere Regeln.

Damit die Pläne in der EU Gesetzeskraft erhalten, ist die Zustimmung von Europaparlament und EU-Staaten nötig. Dies dürfte ein bis zwei Jahre dauern.

Der Bereich der Schattenbanken wächst nach EU-Angaben rasant. Der Sektor der Geldmarktfonds, Hedgefonds und Vermögensverwalter ohne Banklizenz wird global auf 51 Billionen Euro geschätzt, das entspricht mehr als der Hälfte aller Bankaktiva. Solche Unternehmen bieten Finanzdienstleistungen an, ohne eine Banklizenz zu besitzen - und fallen daher nicht unter die Aufsicht von Bankaufsehern.

In Luxemburg angesiedelt

In Europa sind Geldmarktfonds vor allem in Frankreich, Irland und Luxemburg angesiedelt. Sie spielen eine wichtige Rolle für die Wirtschaft, weil insbesondere Banken sich von diesen Fonds Kapital besorgen.

Die Branche wehrt sich: Kreditinstitute warnen, dass die Pläne der EU-Kommission das Aus für Teile der Branche bedeuten könnten. Bei einer Bankentagung in Frankfurt sagte Unicredit-Chef Federico Ghizzoni: «Wir sollten den Schattenbankensektor nicht dämonisieren.» Es sei aber nicht akzeptabel, dass Schattenbanken nicht reguliert werden.

(L'essentiel Online/dpa)

Deine Meinung