ChicagoR. Kelly wegen Sexualstraftaten erneut zu Haftstrafe verurteilt
30 Jahre Haft hatte im vergangenen Jahr bereits ein Gericht in New York verhängt. Die Staatsanwaltschaft in Chicago wollte, dass er danach noch 25 weitere Jahre für Kinderpornografie und Verführung Minderjähriger verbüßt. Dem folgte der Richter nicht.

Kelly habe auf seine Opfer psychischen Druck ausgeübt, ihnen Angst gemacht, seine Zuneigung zu verlieren.
Der einstige R&B-Star R. Kelly ist am Donnerstag zu insgesamt 31 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Richter Harry Leinenweber teilte in Chicago mit, nach der Verbüßung der bereits in New York im vergangenen Jahr verhängten 30-jährigen Strafe müsse Kelly noch ein weiteres Jahr von einer 20-jährigen Haftstrafe wegen Kinderpornografie absitzen.
Bezirksrichter Leinenweber entschied damit weitgehend gegen den Antrag der Staatsanwaltschaft, der Grammy-Gewinner solle zwei Strafen hintereinander und nicht gleichzeitig verbüßen. Damit hat der jetzt 56-jährige Kelly eine Chance, noch einmal auf freien Fuß zu kommen, wenn er um die 80 Jahre alt ist. Die Staatsanwaltschaft hatte zusätzlich 25 Jahre Gefängnis gefordert und erklärt, eine Gesamtstrafe von 55 Jahren sei angesichts der Schwere seiner Verbrechen gegen Kinder und seines Mangels an Reue angemessen.
Der Richter machte aber bereits zu Beginn der Anhörung deutlich, dass er der Anklage nicht in allen Punkten folge. Kelly habe auf seine Opfer psychischen Druck ausgeübt, ihnen Angst gemacht, seine Zuneigung zu verlieren. «Es scheint mir nicht, dass dies sich zu Angst vor Körperverletzung steigerte», sagte Leinenweber.
«Wenn dir deine Jungfräulichkeit mit 14 von einem Pädophilen genommen wird, gehört die dein Leben nie mehr»
In New York war Kelly unter anderem schuldig befunden worden, Sex mit einer Minderjährigen gehabt und seine Plattenfirma als eine kriminelle Organisation missbraucht zu haben, die ihm minderjährige Fans zuführte. In Chicago wurde er der Produktion von Kinderpornos und der Verführung Minderjähriger schuldig gesprochen.
Zwei der von Kelly missbrauchten Opfer hatten eine harte Strafe gefordert. Eine sagte unter dem Pseudonym Jane, Kelly habe ihre Hoffnungen zerstört, Sängerin zu werden und erfüllende Beziehungen haben zu können. «Wenn dir deine Jungfräulichkeit mit 14 von einem Pädophilen genommen wird, gehört die dein Leben nie mehr», sagte sie in einer verlesenen Erklärung. Eine weiteres Opfer, Nia, schilderte direkt im Gerichtssaal, wie Kelly auf ihren angeblichen Fehlern herumgehackt habe, während er sie missbrauchte. «Jetzt bist du hier, weil etwas mit dir falsch ist», sagte sie. «Du wirst nicht länger mehr Kindern schaden können.»
Kelly schweigt
Kelly sagte zu Beginn, er wolle nichts sagen und überlasse das Wort seiner Verteidigerin Jennifer Bonjean. Diese sprach von einer «blutdürstigen Kampagne, Kelly ein Symbol der #Me-Too-Bewegung zu machen». Die von der Anklage geforderten nacheinander zu verbüßenden langen Haftstrafen seien ‹Overkill›, es ist symbolisch. Warum? Weil es R. Kelly ist.»
Kelly stieg aus ärmlichen Verhältnissen in Chicago vor allem mit dem Superhit «I Believe I Can Fly» in den 1990er Jahren zu einem R&B-Superstar auf, verkaufte Millionen von Alben und war fast Milliardär, wie Bonjean sagte. Davon sei nichts mehr übrig; die Prozesse hätten ihn zum armen Mann gemacht.