TerrorgefahrFahren Züge in Luxemburg bald mit Polizeischutz?
LUXEMBURG/PARIS – Fast hätte es in einem Zug nach Paris ein Massaker gegeben. Fernzüge wie der Thalys halten auch in Luxemburg - wie konkret ist die Bedrohung hierzulande?

Gefahr für Luxemburg? Die französischen TGV-Schnellzüge halten auch am Bahnhof in der Hauptstadt.
Ein Mann mit einem Maschinengewehr läuft durch den vollbesetzten Hochgeschwindigkeitszug von Brüssel nach Paris – nur durch das beherzte Eingreifen dreier Amerikaner, die den Attentäter überwältigten, konnte am vergangenen Freitag womöglich ein Massaker mitten in Europa verhindert werden. Dieses Szenario wäre auch in Luxemburg vorstellbar. Denn der TGV, Aushängeschild der französischen Staatsbahn SNCF und baugleich mit den belgischen Thalys-Zügen, macht auch Halt am Hauptbahnhof. Wie akut ist die Gefahr von terroristischen Anschlägen auf einen Zug in Luxemburg?
«Ein Szenario wie im Thalys – das wäre nicht günstig für uns», sagt Daniel Back von der Luxemburger Polizei. «Denn wir haben keine Einheiten, die mit dem Zug fahren.» Der Grund: Eine Gefahrenanalyse, die derzeit keine Bedrohung für das Großherzogtum sieht – und die dünne Personaldecke. Zwar würden sporadisch Polizisten auf den Linien der CFL mitfahren – dies dient aber nur der Prävention oder wenn es zuvor kleine Delikte auf der Strecke gab. Auch an den Luxemburger Bahnhöfen patrouillierten die Beamten der Police Grand-Ducale – allerdings ebenfalls «wegen kleineren Delikten wie Sprayern oder Vandalismus», sagt Back. Schließlich seien Bahnhöfe als öffentliche Orte Anziehungspunkt für gewisse Leute. «Um massiv in den Zügen präsent zu sein, dazu haben wir die Mittel nicht», sagt Back.
Keine konkrete Bedrohung
Der Sprecher der Polizei sieht dafür aber auch keinen Anlass: «Das gibt die Gefahrenanalyse nicht her.» Zwar bewege man sich derzeit auf der zweiten von vier Alarmstufen des Terror-Analyse-Plans der Regierung. Das bedeute jedoch nur, dass es eine «latente Bedrohung» gibt – aber keine konkreten Informationen über einen geplanten Anschlag. «Die Lage in Frankreich ist anders», sagt Back. Mehrere Terrorzellen, Syrienrückkehrer, Untergrundkämpfer – davon bleibe das Großherzogtum derzeit noch verschont.
Auch die Regierung will nichts überstürzen. «Bei diesem Thema darf man nicht hastig vorgehen», sagt ein Sprecher des Ministeriums für Innere Sicherheit. «Wir werden auf die Bedrohung durch geeignete Maßnahmen reagieren.» Die Reisenden wollten schließlich keine Polizeikolonnen in Bahnhöfen oder Zügen sehen. «Wir müssen realistisch sein und mit den Füßen am Boden bleiben. Es steht nicht zur Debatte, einen Polizeistaat zu errichten», sagt der Behördenmitarbeiter.
Allerdings: Es werden Maßnahmen gegen Anschläge in Zügen «international in Betracht» gezogen. «Wir sind jedoch erst am Anfang der Diskussion», erklärt der Ministeriumssprecher. Derzeit seien nicht einmal Treffen mit anderen Ländern geplant. Dennoch: Wie könnten «Maßnahmen» aussehen, die Züge beschützen? Etwa Sicherheitskontrollen wie am Flughafen? «Es liegt nicht an uns, eine Diskussion loszutreten», sagt Daniel Back. «Aber wenn man es nüchtern betrachtet: Auch Busse, Touristenbahnen, Boote – alles ist ein potentielles Ziel.»
(Joseph Gaulier/Tobias Senzig/L'essentiel)
Maßnahmen in Frankreich
Die französischen Staatsbahnen SNCF haben nach dem vereitelten Attentat auf einen Thalys-Zug Maßnahmen angekündigt. Diese sollen die Reisenden jedoch nicht stören. Unter anderem wird die Telefonhotline personell verstärkt, unter der Menschen verdächtiges Verhalten gemeldet werden kann. Zudem sollen 40 Personen ausgebildet werden, die sich um Fragen zu terroristischen Bedrohungen kümmern. Zudem sollen neue Schilder auf den Bahnhöfen die Menschen noch mehr auf die Gefahr aufmerksam machen.