KorruptionFifa-Vize wurde rückfällig
Die groß angekündigte BBC-Sendung «Panorama» bestätigte die jüngsten Vorwürfe gegen die Fifa. Auch Jack Warner muss sich erneut schweren Anschuldigungen stellen.

Fifa-Vizepräsident Jack Warner - hier neben Sepp Blatter - soll erneut versucht haben, WM-Tickets auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.
Die Katze ist aus dem Sack, die BBC-Sendung «Panorama – Fifas schmutzige Geheimnisse» ist ausgestrahlt. Und die Katze zeigt sich für die Fifa weit weniger kratzbürstig als erwartet. «Panorama» bestätigte lediglich die zuvor vom «Tages-Anzeiger» und der «Süddeutschen» aufgestellten Vorwürfe gegenüber den drei FIFA-Exekutivmitgliedern Ricardo Teixeira, Issa Hayatou und Nicolas Leoz, Schmiergelder oder sogenannte Kickbacks entgegengenommen zu haben. Zum besagten Zeitpunkt stellte dies in der Schweiz keine Straftat dar.
Außerdem wirft die BBC-Sendung dem Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner aus Trinidad und Tobago vor, sich erneut um WM-Tickets im Wert von 84 000 Dollar – unter anderem auch vom Finalspiel 2010 – bemüht zu haben. Die Tickets waren für den Schwarzmarkt bestimmt. Der Deal platze an unterschiedlichen Vorstellungen des Preises. Als Josef Blatter durch norwegische Journalisten mit den entsprechenden Details konfrontiert wurde, entgegnete er mit einem derart sinnfreien Satzkonstrukt, dass nicht einmal Fifa-Pressesprecher den Inhalt deuten konnten.
Jack Warner und WM-Tickets sind in «Panorama» ein beliebtes Gespann. 2006 deckte die Sendung auf, dass der Präsident der Nord- und Zentralamerikanischen und karibischen Fussballkonföderation (Concacaf) über ein Reisebüro WM-Tickets auf dem Schwarzmarkt verkaufte. Die Fifa nötigte darauf das betroffene, von einem Warner-Familienmitglied geführten, Unternehmen zur Zahlung von einer Million Dollar.
Wieso jetzt gerade?
Im Vorfeld war der Ausstrahlungszeitpunkt drei Tage vor der Verkündung der Austragungsorte der WM 2018 und 2022 heftig kritisiert worden. Englische Offizielle befürchten einen negativen Einfluss auf die Entscheidungsfindung der 23 verblieben Exekutivmitglieder. Premierminister David Cameron zeigte sich frustriert, hielt aber auch fest: «Wir sind ein freies Land – wir haben das zu akzeptieren.» Dennoch ist Cameron um Schadensbegrenzung bemüht und will sich vor der WM-Vergabe in Zürich mit Jack Warner zum Gespräch treffen.
Warner ging nicht auf die jüngsten Anschuldigungen ein: «Ich möchte die Dummheit der BBC nicht würdigen. Wenn die BBC etwas zeigen will, kann sie das tun. Was will man bei der BBC noch über Jack Warner sagen? Während die ihren Unsinn tun, mache ich meine Arbeit.»
Weiter warf «Panorama» die Frage auf, ob auch João Havelange zu den Spendenempfängern der in Konkurs geratenen Zuger Vermarktungsfirma ISL gehört. Blatters Vorgänger als Fifa-Chef wird auf der brisanten Liste zwar nicht namentlich aufgeführt, zumindest tauchen aber seine Initialen auf. Laut dem Schreiben soll auch Leichtathletik-Dachverbands-Chef Lamine Diack 60 000 Dollar kassiert haben.
Am 2. Dezember entscheiden die 23 verbliebenen Exekutivmitglieder, wo die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 durchgeführt werden. Für 2018 bewerben sich neben England auch Russland und die Paarungen Belgien / Holland und Spanien / Portugal. Um 2022 streiten sich Japan, Südkorea, Katar, Australien und die USA. Weil Holland nicht alle von der Fifa aufgestellten Sonderregeln akzeptiert, wird der Doppelkandidatur der Benelux-Länder wenig Chancen eingeräumt.
(tog/20min.ch)