Pentagon-Chef gefeuertFünf Gründe, warum Chuck Hagel gehen muss
Obama hat seinen dritten Verteidigungsminister gefeuert. Der Republikaner Chuck Hagel geht nicht aus freien Stücken, sondern aus gleich mehreren Gründen.

Chuck Hagel hat am Montag seinen Rücktritt als Amerikas Verteidigungsminister eingereicht. Der frühere republikanische Senator aus Nebraska gab keine Gründe für diesen Schritt an. Präsident Barack Obama pries den bloß 20 Monate dienenden Hagel in höchsten Tönen. Doch Mitarbeiter des Verteidigungsministers machen klar, dass der Abtritt nicht freiwillig kam. Zu Fox News sagte einer: «Damit es klar ist: Hagel wurde gefeuert.» Tatsächlich kommt es zu der Trennung aus mindestens fünf Gründen:
1. Die alte Freundschaft reichte nicht mehr aus
Obama und Hagel kennen sich von Zeiten her, als beide im US-Senat saßen. Sie amteten beide im außenpolitischen Ausschuss und gingen zusammen auf Reisen in Krisengebiete, obwohl sie verschiedenen Parteien angehören. Insbesondere ein Trip in den Irak habe 2008 die Beziehung der beiden Politikern gefestigt, schrieb «Newsweek» letztes Jahr. Doch diese persönlichen Bande hielten dem Stress der laufenden Kriege und der Pentagon-Sparübungen nicht stand.
2. Hagels öffentliche Auftritte überzeugten nicht
Als der US-Senat im Januar 2013 über seine Nomination beriet, machte Hagel eine schlechte Figur. Bei seinen Antworten stolperte er häufig; er schien nicht alle wesentlichen Fakten zu kennen. In den ersten Monaten im Amt hielt sich der Verteidigungsminister zurück. Doch später kam es vor, dass Hagel Dinge sagte, die nicht mit dem Präsidenten abgesprochen waren. Zum Beispiel beschrieb er im August die vom Islamischen Staat in Syrien und im Irak ausgehende Gefahr drastischer als Obama. Auf diese Weise ließ er durchblicken, dass er die Politik gegen den IS als nicht erfolgversprechend einschätzte.
3. Hagel war nur Unteroffizier
Obama feierte den abtretenden Verteidigungsminister als ersten Soldaten an der Spitze des Pentagons. Alle Vorgänger waren meistens frühere Offiziere oder – seltener – Politiker ohne militärische Erfahrung. Hagels Bodenhaftung machte ihn bei den Truppen in Kriegsgebieten populär. Er setzte sich auch immer sehr für ihre Belange ein. Doch unter den hochdekorierten Generälen der US-Streitkräfte hatte Hagel wahrscheinlich weniger Gewicht. Auch Präsident Obama soll sich in den letzten Wochen vor allem auf den Ratschlag Generalstabschef Martin Dempseys abgestützt haben.
4. Obama braucht frisches Blut
Die herbe Niederlage der Demokraten in den Kongresswahlen von Anfang November setzte den US-Präsidenten in Zugzwang. Der angesehene Kolumnist David Ignatius von der «Washington Post» schrieb am Tag nach den Wahlen, Obama müsse sein außenpolitisches Team wiederbeleben, um die Chancen zu nutzen, die es gebe. «Offizielle im Weißen Haus wissen, dass er frisches Blut braucht, mehr Bandbreite, mehr intellektuelles Kapital.»
5. Hagel ist Republikaner
Auf der Suche nach jemandem, dem die außen- und sicherheitspolitischen Probleme zugeschrieben werden können, wurde Obama beim einzigen Republikaner in seinem Team fündig. Bei der Ernennung Hagels war seine Parteizugehörigkeit noch ein Plus. Das war auch 2008 der Fall, als er Robert Gates ins Pentagon rief, den Verteidigungsminister George W. Bushs. Doch nach der Schlappe in den Wahlen scheint Obama nicht mehr geneigt, die Opposition symbolisch zu umarmen – im Gegenteil. Ebenso wie die eigenmächtige Einwanderungsreform signalisiert Hagels Entlassung, dass Obama künftig eine harte Linie verfolgen wird.
(Martin Suter)