Verblüffende ErkenntnisGewaltspiele bringen Gamer unter die Dusche
LUXEMBURG - Wer nur ab und zu Gewalt-Games spielt, hat danach das Bedürfnis, sich zu waschen. Dies haben Forscher der Uni Luxemburg herausgefunden.

Eine Studie der Uni Luxemburg hat herausgefunden, dass Unerfahrene nach dem Spielen eines Gewaltspiels einen unterbewussten Drang haben, sich zu reinigen.
Wofür entscheiden sich Menschen, wenn sie 15 Minuten nach dem Spielen eines gewaltsamen Videospiels aufgefordert werden, ein beliebiges Geschenk auszuwählen? Im Gegensatz zu Gewaltspiele-Freaks greifen unerfahrenere Gamer häufiger zu Hygieneprodukten wie Duschgel, Zahnpasta und Deodorants. Seltsam? Wissenschaftler der Universität Luxemburg, die dies bei einer Untersuchung mit 76 Probanden beobachteten, haben dafür eine schlüssige Erklärung: Ihren Erkenntnissen nach stellt Gewalt in Videospielen eine größere moralische Belastung für unerfahrene Spieler dar.
Das Zitat «Fort, verdammter Fleck» aus Shakespeares Drama «Macbeth» verbildlicht diese kürzlich gemachten Feststellungen. Es besteht ein Zusammenhang zwischen Sauberkeit und Moral in gewalthaltigen Videospielen.
Die Wissenschaftler sprechen daher von dem «Macbeth-Effekt». Dies bedeutet, dass es das Bedürfnis gibt, sich zu waschen, um die moralische Reinheit wiederherzustellen - ein psychologisches Phänomen.
Die Seele wieder reinwaschen
«Durch Reinigung versucht diese Person, mit Gefühlen eigener moralischer Verfehlungen umzugehen», erklärt Dr. André Melzer, der die Untersuchung zusammen mit Dr. Mario Gollwitzer von der Philipps-Universität Marburg durchführte. «Wir fanden heraus, dass das Spielen gewaltsamer Videospiele den 'Macbeth-Effekt' auslösen kann, insbesondere, wenn im Spiel gewaltsam gegen Menschen vorgegangen wird.» Melzer betont ebenfalls, dass erfahrene Spieler scheinbar andere Strategien verwenden, um mit Gewalt in Spielen umzugehen.
Zukünftige Untersuchungen zur Ermittlung des Zusammenhangs zwischen Moralpsychologie und den Folgen von Gewalt in den Medien sollen Aufschluss darüber geben, welche negativen Auswirkungen der langfristige Konsum gewalthaltiger Medien auf das Aggressionsverhalten hat.
(L'essentiel Online)
Weltkongress zur Agressionsforschung
Dr. André Melzer wird die Forschungsergebnisse der Studie beim diesjährigen Weltkongress der «International Society for Research on Aggression» (ISRA) an der Universität Luxemburg vorstellen.
Vom 17. bis 21. Juli werden Fragen wie «Welche Faktoren lösen Aggressionen aus?», «Ist Aggression genetisch verankert?» oder «Spielen Hormone, das familiäre Umfeld oder Gewalt in Videospielen eine Rolle?» diskutiert. Weitere Themen sind unter anderem Gewalt in den Medien über die Auswirkungen gewalthaltiger Videospiele, Cyberbullying, Aggression unter Alkoholeinfluss, Gewalt gegen die Polizei.