EU-EntscheidungGlyphosat bleibt weitere fünf Jahre zugelassen
Das Unkrautgift Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Die Mehrheit der EU-Staaten will das Mittel trotzdem weiter verwenden.

Das Pflanzenschutzmittel Glyphosat wird weltweit in großen Mengen in der Landwirtschaft eingesetzt.
Die EU-Länder haben der Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat für weitere fünf Jahre zugestimmt. Dies teilte die EU-Kommission am Montag mit. Insgesamt seien 18 Länder dafür gewesen, darunter Deutschland, Spanien und Polen. Dass Deutschland die Verlängerung mittrug, sorgt in Berlin für Zoff zwischen CDU und SPD.
Luxemburgs Umweltministerin Carole Dieschbourg (Déi Gréng) sprach auf Twitter von einem «schlechten Tag für die Gesundheit und die Verbraucherrechte». Luxemburg stimmte wie acht weitere Mitgliedsstaaten gegen den Vorschlag der EU-Kommission für eine Verlängerung um fünf Jahre. Ein Land enthielt sich.
Ursprünglich hatte die EU-Kommission geplant, die Zulassung des Mittels um weitere zehn Jahre zu verlängern. Doch im Oktober ist sie davon abgerückt. Die Entscheidung über die Zukunft des Glyphosat wurde seitdem einige Male verschoben, weil sich im Kreis der Mitgliedsländer lange weder dafür noch dagegen eine ausreichende Mehrheit fand.
Eine Million Unterschriften
Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat wirken nicht nur gegen Schädlinge und Krankheiten – ihre eigentlichen Ziele –, sondern geraten auch mit anderen Organismen in Kontakt, belasten Böden und Gewässer und finden sich schließlich auch in Lebensmitteln wieder. Kritiker sprechen von einem erhöhten Krebsrisiko, das von Glyphosat ausgeht. Mehr als eine Million Bürger in der EU haben gegen eine weitere Zulassung des Mittels unterschrieben.
Das Europaparlament hatte sich im Oktober dafür ausgesprochen, Glyphosat ab sofort nur noch sehr eingeschränkt zuzulassen und bis 2022 schrittweise zu verbieten.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch reagierte mit scharfer Kritik auf den Beschluss. «Wirtschaftliche Interessen erhalten Vorrang vor dem Gesundheitsschutz und vor ökologischen Belangen», erklärte Geschäftsführer Martin Rücker. Auch Greenpeace kritisierte: «Die Leute, die uns vor gefährlichen Pflanzenschutzmitteln schützen sollen, haben ihren Job nicht erledigt und das Vertrauen missbraucht, das ihnen die Europäer entgegenbrachten.»
(L'essentiel/dpa/fee/jt)
Was ist Glyphosat?
Das Mittel stoppt das Pflanzenwachstum. Es wird in der Landwirtschaft vor allem vor oder kurz nach der Aussaat eingesetzt, um die Ackerflächen vor Unkraut zu bewahren. Teilweise wird das Pflanzengift aber auch vor der Ernte verwendet. Denn durch die chemische Trocknung reifen Früchte schneller, und die Ernte wird einfacher. Glyphosat ist auch ein Riesenthema, weil es mit Gentechnik verbunden ist. Es gibt Pflanzen, sogenannte Roundup-Ready-Kulturen, die mithilfe von Gentechnik so verändert wurden, dass sie gegen die Chemikalie resistent sind.