Antworten in EchtzeitGoogle knöpft sich Apples Siri vor
Google hat seine kostenlose Such-App für das iPhone und iPad mächtig aufgepeppt. Muss Apples oft kritisierte Sprachassistentin Siri einpacken?

Der von Anwälten geführte Krieg zwischen Apple und Google kennt keine Gewinner. Aus Nutzersicht kaum nachvollziehbar ist etwa die Entscheidung von Apple, kostenlose Google-Apps von den iOS-Geräten (iPhone, iPad, iPod Touch) zu verbannen.
Anstelle von Google Maps müssen iOS-Nutzer mit Apples eigener, noch fehlerbehafteter Karten-App vorlieb nehmen oder zu Alternativen greifen. Und die ehemals vorinstallierte YouTube-App muss seit der Lancierung von iOS 6 manuell nachinstalliert werden.
Dass Google auf dem iPhone praktisch unverzichtbar ist, stellt der Suchmaschinen-Primus mit seiner aktualisierten App für die Websuche unter Beweis. Mit dem neuesten Update hat Google die Spracherkennung massiv verbessert. Wer das Mikrofon-Symbol antippt, erlebt sein blaues Wunder. Blitzschnell analysiert die Such-App die mündliche Anfrage und liefert praktisch in Echtzeit Treffer.
«L'essentiel Online» hat die aufgepeppte Such-App getestet, die im offiziellen Google-Blog angekündigt wurde. Die Resultate sind erstaunlich, vermögen aber nicht bis ins letzte Detail zu überzeugen. Was im Englisch gesprochenen Werbevideo perfekt funktioniert, hat in der deutschen Version noch Lücken. So werden die Treffer lediglich aufgelistet, eine mündliche Antwort bleibt aus.
«Ich brauche einen Mechaniker»
Wer mit der Google-App auf Englisch nach einem Mechaniker sucht, erhält dank Smartphone-Ortungsfunktion eine Liste mit Reparaturdiensten in der Nähe. Von der Computerstimme hört der Nutzer, dass mehrere Anbieter gefunden wurden. Wer hingegen auf Deutsch nach einem Mechaniker sucht, wird enttäuscht. In der Trefferliste ist zuoberst eine Werbeeinblendung für einen Mechatroniker-Lehrgang zu finden. Darunter folgen Übersetzungsvorschläge für den Satz «Ich brauche einen Mechaniker», aber keine konkreten Adressen von Werkstätten.
Zum Vergleich: Wer Siri nach einem Mechaniker fragt, kommt in zwei Schritten zum Ziel. Zuerst fragt die Sprachassistentin nach, ob man einen Mechaniker, Motorradwerkstätten oder Autowerkstätten sucht. Nach erfolgter Präzisierung präsentiert Siri mehrere Anbieter, die in der Nähe sind.
Deutlich sprechen
Anfragen müssen auf Hochdeutsch formuliert werden – je nach Aussprache kommt es zu Verständigungsproblemen. Man muss einzelne Wörter schon sehr präzise artikulieren, damit die Suche funktioniert. Im direkten Vergleich erscheint die Abwicklung von mündlichen Such-Anfragen via Google-Server aber eindeutig schneller als bei Apple.
Bei der Android-Version von Googles Such-App kann man dem Smartphone oder Tablet direkte Anweisungen geben. So lassen sich per Sprachsteuerung auch Apps starten und SMS schreiben. Auf dem iPhone ist dies nicht möglich – beziehungsweise Siri vorbehalten. So muss sich die Google-App für iOS-Geräte auf das Suchen im World Wide Web beschränken. Denkbar sind alle Fragen, auf die auch der sogenannte Knowledge Graph eine Antwort liefern würde. Dabei handelt es sich um eine von Google eingeführte Zusatzfunktion für die klassische Websuche.
Siri hat Humor
Apples Sprachassistentin ist mit künstlicher Intelligenz ausgestattet, so dass auch Scherzfragen zumindest erkannt werden. Wer Siri nach ihrem Alter fragt, erhält die Gegenfrage: «Geht dich das was an?» Wer die Google-Such-App nach ihrem Alter fragt, findet Web-Inhalte, die den Satz «Wie alt bist du» enthalten. Das kann unfreiwillig humorvoll sein. In unserem Versuch prangt an oberster Position ein Link auf ein YouTube-Video von DJ Kloficker ...
(L'essentiel Online/Daniel Schurter)