Perfide Propaganda«GTA V» wird zum Instrument des Bösen
Der IS hat ein Propaganda-Video veröffentlicht, das die Optik des Action-Games «Grand Theft Auto V» übernimmt. Die Terrorgruppe will damit junge Rekruten anwerben.

Längst ist das Sandkasten-Action-Game «Grand Theft Auto V» dank seines offenen Gameplays zum Tummel- und Spielplatz kreativer Gamer geworden. Auf Youtube erscheinen jede Woche zahlreiche Clips, in denen anhand des Rockstar-Titels beispielsweise Szenen aus bekannten Filmen oder TV-Serien nachgespielt werden. Das ist unterhaltsam und häufig auch ziemlich lustig anzuschauen.
Anders verhält es sich beim vor wenigen Tagen von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) veröffentlichten «GTA»-Trailer. Die Dschihadisten missbrauchen das Video-Game nämlich für ihre Zwecke, indem sie es als Grundlage für einen neuen Propaganda-Film nutzen.
Schon in früher veröffentlichten Rekrutierungs- und Propaganda-Filmen hat die Terrorgruppe eine «Game-Ästhetik» etabliert. Dies, um vornehmlich Jugendliche und junge Männer für ihren heiligen Krieg einzuspannen. Mit dem neusten Video überschreiten sie allerdings eine neue Grenze, indem sie ihren menschenverachtenden Kampf gegen den Westen und alle Ungläubigen im wahrsten Sinn des Wortes zum Spiel machen.
Video trägt eindeutig IS-Handschrift
Eingeleitet wird das Video von einer Texttafel, die erklärt: «Was Ihr in den von Euch produzierten Games macht, tun wir auf den Schlachtfeldern.» Anschließend folgt die aus den meisten IS-Propaganda-Filmen bekannte Intro-Sequenz: Von einem erhöhten Punkt aus filmt die Kamera die Umgebung und beginnt, sich immer schneller um die eigene Achse zu drehen.
Es folgen wie im mehrstündigen Propaganda-Film «Das Klirren der Schwerter» Konvoi-Sprengungen, Scharfschützen-Angriffe, Drive-by-Shootings und Exekutionen aus nächster Nähe, zusammengeschnitten auf dreieinhalb Minuten. Untermalt von sich immer wiederholenden Kampfliedern und «Allahu akbar»-Rufen. Auch der Titel des «GTA»-Videos («Grand Theft Auto: Salil al-Sawarem») verweist auf den genannten Propaganda-Film. Laut «Al Arabiya» lautet die Übersetzung in etwa: «Grand Theft Auto: Das Geräusch sich kreuzender Schwerter». Während des ganzen Videos wird zudem das Logo der Terrororganisation eingeblendet.
Laut der Propaganda-Abteilung des IS wurde das Video produziert, «um die Moral der Mudschaheddin zu stärken, das Training von Kindern und jungen Teenagern für den Kampf gegen den Westen zu fördern und Furcht in den Herzen der Gegner des Staates (IS) zu säen», wie arabische Medien, darunter die ägyptische News-Site «El Fagr» berichteten.
«Terrorismus ist rationale, nicht emotionale Angelegenheit»
Mit dem in Game-Ästhetik produzierten Video hofft die Terrormiliz mehr Jugendliche für ihre Sache gewinnen zu können. Ob der Plan aufgeht, ist fraglich. Der Basler Extremismus-Experte Samuel Althof sagt dazu: «Terrorismus ist eine rationale, keine emotionale Angelegenheit. Wer Games spielt respektive Filme anguckt, wird von ihnen nur dann angesprochen, wenn er oder sie sich mit dem entsprechenden Medium schon vorher auseinandergesetzt hat.» Nur wer für Gewalt, deren Darstellung und die Ideologie des Islamischen Staats schon eine grundlegende Affinität aufweist, könnte dem virtuellen Ruf des IS theoretisch Folge leisten.
Schließlich, so Althof, würde ja die überwiegende Mehrheit der «GTA»-Zocker das Game zwar spielen, deswegen aber noch lange nicht zu Gewalttätern werden.
(L'essentiel/ps)