Rheinland-Pfalz: Gutes Ende nach Stunden der Gefahr – Mann verschanzt sich mit Neffen

Publiziert

Rheinland-PfalzGutes Ende nach Stunden der Gefahr – Mann verschanzt sich mit Neffen

NIERSTEIN – Die Situation ist über Stunden latent gefährlich. Ein Bewaffneter hat seinen Neffen in seiner Gewalt und ein Messer. Fahnder wollen den Jungen nicht gefährden und harren vor dem Haus aus. Dann geht alles schnell.

Zeugen haben den aus dem benachbarten Oppenheim stammenden Mann am Morgen mit einem großen Messer durch Nierstein laufen sehen und die Sicherheitskräfte verständigt.

Zeugen haben den aus dem benachbarten Oppenheim stammenden Mann am Morgen mit einem großen Messer durch Nierstein laufen sehen und die Sicherheitskräfte verständigt.

DPA

Es waren bange Stunden des Wartens und des Ausharrens. Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) hat am Dienstag in Nierstein (Kreis Mainz-Bingen) einen Mann festgenommen, der sich am Morgen mit einem Messer in der Wohnung eines Familienangehörigen verschanzt hatte. In seiner Gewalt war sein 14-jähriger Neffe. Die genaue Situation ist unklar. Scharfschützen, SEK und weitere Beamte riegeln das triste Mehrfamilienhaus in dem Örtchen am Rhein ab. In die Wohnung dringen sie nicht ein, um den Jungen nicht zu gefährden.

«Wir haben schon wegen der unklaren Situation das Haus abgesperrt», sagte Polizeisprecher Rinaldo Roberto. «Wir haben lange versucht, Kontakt mit ihm aufzunehmen.» Wie genau die Situation nun bewertet werden soll, müssen die Ermittler in den kommenden Tagen klären. Sie wollen noch nicht von einer Geiselnahme sprechen, sondern von einer «Bedrohungssituation».

Gegen 7.00 Uhr am Morgen bekommen die Fahnder eine erste Alarmierung, dass sich der 31 Jahre alte Mann mit einem Messer durch die Stadt bewegt. Er verschanzt sich schließlich in der Wohnung des Vaters des 14-Jährigen. Kurz nach 15.00 Uhr geht alles ganz schnell. Bei den Beamten vor dem Haus kommt plötzlich Bewegung auf. Nach Angaben der Ermittler sprang der 31-Jährige aus einem Fenster im ersten Stock und wollte flüchten. Die Beamten setzten ihn fest. Er, wie auch sein 14-jähriger Neffe, bleiben bei dem Drama in dem Weinort unverletzt. Sie werden dennoch medizinisch betreut. Der 31-Jährige soll ersten Angaben zufolge in einem «psychischen Ausnahmezustand» gehandelt haben.

«Die Lage ist unter Kontrolle», sagte eine Polizeisprecherin am Nachmittag nach der Festnahme. Der Jugendliche werde nun untersucht, betreut und versorgt. «Wir prüfen jetzt, was der Hintergrund war.» Wegen der möglichen Beweggründe soll auch mit der Familie gesprochen werden. Weitere Details waren zunächst nicht bekannt. Mit möglichen weiteren Erkenntnissen wurde zunächst nicht vor Mittwoch im Laufe des Tages gerechnet.

Der Polizei zufolge hatten Zeugen den aus dem benachbarten Oppenheim stammenden Mann am Morgen mit einem großen Messer durch Nierstein laufen sehen und die Sicherheitskräfte verständigt. Als die Polizei eingetroffen sei, habe sich der Mann in die Wohnung begeben, hieß es. Zu Gefährdungen oder Verletzungen von Menschen sei es nicht gekommen. Nierstein mit knapp 9000 Einwohnern liegt südlich der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz.

Nach Angaben der Polizei konnte aber eine Gefährdung des Jugendlichen durch den 31-Jährigen nicht ausgeschlossen werden. Daher habe man viele Kräfte eingesetzt, sagte der Sprecher. Neben dem SEK war unter anderem eine sogenannte Verhandlungsgruppe vor Ort. Die Spezialisten seien im Austausch mit dem Mann gewesen, hieß es. Der Bereich um das vierstöckige Mehrfamilienhaus in einem Wohnviertel war großzügig abgesperrt – was der Polizei zufolge auch zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen in Nierstein führte. In der Straße standen wegen der unklaren Situation zahlreiche Einsatzfahrzeuge der Polizei und Krankenwagen. Der Vater des 14-Jährigen wurde betreut. Ein Seelsorger sagte nach dem glimpflichen Ende: «Er freut sich, dass er seinen Sohn wieder hat.»

(DPA)

Deine Meinung

0 Kommentare