Flugzeug-Crash in Lagos – Helfer bergen 62 Leichen

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Flugzeug-Crash in LagosHelfer bergen 62 Leichen

Nach dem Flugzeugabsturz in Nigeria haben Helfer nach Behördenangaben zunächst 62 Leichen aus den Trümmern geborgen. Alle 153 Passagiere sind wohl umgekommen.

Auch am Tag nach dem Absturz eines Passagierflugzeugs in ein Wohnquartier der nigerianischen Metropole Lagos ist die Zahl der Todesopfer unklar. Keiner der 153 Menschen an Bord der Maschine dürfte das Unglück überlebt haben, teilten die Behörden mit. Auch am Boden habe es Opfer gegeben.

Wie viele, wisse man aber noch nicht. Rettungskräfte sprachen von mindestens zehn toten Bewohnern eines Hauses. Die Behörden gingen von insgesamt etwa 160 Toten aus. Eine offizielle Zahl der Todesopfer können man noch nicht nennen, sagte Yushau Shuaib von der nationalen Katastrophenschutzbehörde.

Bis am Montagmorgen wurden 62 Leichen geborgen. Es wurden zwei Kräne zur Unglücksstelle in der Wirtschaftsmetropole Lagos gebracht, um Wrackteile zu bergen. Auch sollen die Kräne den Arbeitern besseren Zugang zu dem dicht besiedelten Gebiet in der Nähe des Flughafens verschaffen.

Präsident Goodluck Jonathan ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Er ordnete eine Untersuchung des wohl schwersten Luftfahrtunglücks in der Geschichte Nigerias an. Alle Flaggen auf öffentlichen Gebäuden wurden auf Halbmast gesetzt.

Hochspannungsleitung gestreift

Die Maschine vom Typ McDonnell Douglas MD-83 der nigerianischen Fluggesellschaft Dana Air befand sich am Sonntagnachmittag auf einem Inlandsflug von der Hauptstadt Abuja nach Lagos. Kurz vor der Landung auf dem Murtala Muhammed International Airport habe das Flugzeug eine Hochspannungsleitung gestreift, teilte die Luftfahrtbehörde NCAA mit.

Anschließend stürzte der zweistrahlige Jet auf das Wohngebiet, zerschellte und ging in Flammen auf. Einem Sprecher des Katastrophenschutzes zufolge traf das Flugzeug zwei Gebäude: ein zweistöckiges Wohnhaus und eine Kirche.

Triebwerksprobleme?

Die Absturzursache war unklar: Ein Vertreter der Streitkräfte sagte, die Piloten hätten dem Flughafen Lagos kurz vor dem Absturz ein Triebwerksproblem gemeldet.

Per Funk hätten sie den Kontrollturm informiert, berichtete der Militärangehörige, der anonym bleiben wollte. Ein Augenzeuge berichtete, das Flugzeug sei sehr tief geflogen «und machte schon ungefähr fünf Minuten vor dem Crash sehr lauten Lärm».

Keine Überlebenden?

NCAA-Chef Harold Denuren sagte, er rechne nicht mit überlebenden Passagieren. Lokale Medien berichteten hingegen, Helfer hätten ein Mädchen lebend aus den Trümmern der Maschine geborgen. Eine Bestätigung dafür gab es aber nicht.

Fernsehbilder zeigten das brennende Wrack. Auf dem T-Leitwerk der Unglücksmaschine war das Logo von Dana Air zu erkennen. Die Gesellschaft galt als sicher. Sie hatte erst im November 2008 den Betrieb aufgenommen.

Über Lagos' dicht bevölkertem Stadtteil Iju-Ishaga stieg nach dem Unfall dichter Rauch auf. Das Unglück hatte sich auf der Festland-Seite von Lagos ereignet. Auf ihr leben die meisten der geschätzt 15 Millionen Einwohner von Nigerias größter Stadt.

Alle rannten zum Unglücksort

Die Rettungsarbeiten wurden von zahlreichen Schaulustigen beobachtet und teilweise auch behindert. Teilweise versuchten die Zivilisten auch zu helfen. Die Polizei versuchte mit Schlagstöcken, Rettungskräften den Weg durch die Menschenmenge zu bahnen, was ihr nicht immer gelang.

«Die Leute sind verrückt. Die Helfer kommen überhaupt nicht durch», sagte ein Augenzeuge. Die hereinbrechende Nacht erschwerte die Arbeit der Bergungsteams zusätzlich. Der Flughafen wurde nach dem Unglück geschlossen.

Sicherheit verbessert

Die Inlandsfluggesellschaft Dana Air steht nicht auf der Schwarzen Liste jener Airlines, die nicht in der EU landen dürfen. Die Kapazität seiner beiden Jets vom Typ Boeing MD-83 gibt das Unternehmen mit 140 Plätzen an. Der Flugzeughersteller McDonnell Douglas, der diesen Typ in den 1970er Jahren entwickelt hatte, fusionierte 1997 mit dem Konkurrenten Boeing.

Nigeria hat seine Luftfahrt-Branche nach einer Unfallserie in den Jahren 2005 bis 2007 zu modernisieren versucht. Auf der aktuellen EU-Liste mit Flugverboten taucht keine nigerianische Airline auf.

(L'essentiel Online/sda)

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