Luxemburg : Herzinfarkt im Zug – Mutige Ersthelfer retten Nordine das Leben

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Luxemburg Herzinfarkt im Zug – Mutige Ersthelfer retten Nordine das Leben

LUXEMBURG – Der 58-jährige Nordine saß für seinen Heimweg gerade im Zug, als er plötzlich einen Herzanfall erlitten hat. Seine Angehörigen haben nach den dramatischen Ereignissen über die sozialen Netzwerke nach seinen Rettern gesucht – mit Erfolg.

Nicolas Chauty
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Nicolas Chauty
Der 58-jährige Franzose pendelt regelmäßig ins Großherzogtum, wo er bei Rotarex angestellt ist.

Der 58-jährige Franzose pendelt regelmäßig ins Großherzogtum, wo er bei Rotarex angestellt ist.

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Mehrere Tage nach den dramatischen Ereignissen rund um ihren Bruder Nordine, überwiegt bei Anissa und Yasmina ein Gefühl von Erleichterung. Zwar sei dieser noch immer im Strassener Krankenhaus, aber es gehe ihm schon deutlich besser. Der 58-jährige Franzose, der als Grenzgänger bei Rotarex in Lintgen arbeitet, hatte Glück im Unglück. Am Mittwoch, dem 31. Mai, musste er wegen einer Autopanne den Zug nehmen, um nach Hause zu kommen.

«Um 16.30 Uhr bekam ich eine SMS von ihm, in der stand: ‹Ich fühle mich nicht gut, hol mich bitte in Rodingen ab›», berichtet Anissa gegenüber L'essentiel. Ihre darauf folgenden Anrufe und Nachrichten blieben allerdings unbeantwortet. Also habe sie nicht lange gezögert und begab sich auf den Weg zum Rodinger Bahnhof, wo sie vergebens auf die Ankunft ihres Bruders wartete. «Ich habe um 18:50 Uhr die CFL angerufen, um zu erfahren, ob es womöglich einen Zwischenfall gab, aber das wurde verneint», erzählt die noch sichtlich betroffene Frau.

Herzinfarkt mit Herzstillstand

Etwa 40 Minuten später fing die besorgte Schwester an bei den Krankenhäusern des Landes nachzuhorchen. «In Strassen wurde mir dann bestätigt, dass Nordine bei ihnen eingeliefert worden war», fährt Anissa fort. Weitere Informationen habe man ihr am Telefon nicht geben wollen. Verrückt vor Sorge um ihren Bruder, ist die Französin nach Strassen gefahren, wo sie erfahren habe, dass Nordine auf der Intensivstation liege, weil er einen Herzinfarkt mit anschließendem Herzstillstand erlitten habe. Er musste einer Notoperation unterzogen und ins Koma versetzt werden. Sein Zustand sei zu dem Zeitpunkt äußerst kritisch gewesen.

Zusammen mit ihrer Schwester Yasmina und weiteren Angehörigen, habe Anissa das Krankenhaus erst gegen Mitternacht verlassen – ohne Gewissheit darüber zu haben, ob ihr Bruder überleben würde, wie die Frau unter Tränen berichtet. Zu dem Zeitpunkt sei die Familie noch vom Schlimmsten ausgegangen. Am folgenden Tag, Donnerstag, den 1. Juni, war Nordine jedoch aus dem Koma erwacht. «Er war zwar bei Bewusstsein, aber sehr verwirrt», berichten die Schwestern. Da sich der 58-Jährige an nichts erinnern konnte, veröffentlichten seine Angehörigen einen Zeugenaufruf in den sozialen Netzwerken, um die Ereignisse des Mittwochnachmittags zu rekonstruieren.

Würdest Du einschreiten, bei so einem medizinischen Notfall?

Der Aufruf wurde tausendfach geteilt, Hunderte Nachrichten gingen im Postfach der Schwestern ein. Auch die einer Sicherheitsbeamtin, die erzählt hatte, dass sie die Erste war, die Nordine geholfen habe, als sie ihn bewusstlos im Zug entdeckt hatte. Sie habe ihn schließlich in die stabile Seitenlage gebracht und ließ ihn eigenen Angaben zufolge nicht aus den Augen, während der CFL-Zugbegleiter den Rettungsdienst verständigte. Als der Zug in Hollerich anhielt, seien Rettungskräfte zugestiegen, um den Mann zu retten. 25 Minuten lang – bis zu seinem Abtransport ins Krankenhaus – habe man eine Herzdruckmassage durchgeführt.

«Das ist eine Geste der Solidarität und Menschlichkeit. Wir möchten all den Leuten danken, die eingegriffen haben und die dafür gesorgt haben, dass unser Bruder noch unter uns ist», so Anissa und Yasmina gegenüber L'essentiel. Sie plädieren dafür, dass alle Menschen in Erster Hilfe geschult werden sollten, um in solchen Situationen entsprechend handeln zu können. Nordine muss derzeit medizinisch betreut werden, ob er unter gesundheitlichen Folgen seines Herzinfarkts leiden wird, ist nach Angaben der Schwestern aktuell noch ungewiss.

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