In Luxemburg – Hilfswerk gibt 12 Millionen Euro für Integrationsprojekte

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In LuxemburgHilfswerk gibt 12 Millionen Euro für Integrationsprojekte

LUXEMBURG - Die «Oeuvre Nationale de Secours Grande-Duchesse Charlotte» unterstützt in den kommenden Jahren 80 Initiativen für mehr sozialen Zusammenhalt.

20160930 luxembourg philharmonie conférence mateneen oeuvre nationale de secours grande duchesse charlotte photo isabella finzi

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Editpress/Ifinzi

Das nationale Hilfswerk «Oeuvre Nationale de Secours Grande-Duchesse Charlotte» stellt für die nächsten Jahre 12,6 Millionen Euro für innovative Integrationsprojekte in Luxemburg bereit. Ausgewählte lokale Initiativen wurden am Freitagnachmittag vor zahlreichen Gästen, darunter Großherzogin Maria Teresa, Chamber-Präsident Mars Di Bartolomeo und Premierminister Xavier Bettel, in der Philharmonie präsentiert. Das Motto des neuen Förderprogramms lautet auf gut Luxemburgisch «mateneen».

Eine Jury wählte insgesamt 80 Projekte aus, die jetzt in den Genuss einer Subvention durch die «Oeuvre» kommen. Die Initiativen sollen sich in verschiedenen Gesellschaftsbereichen wie Bildung, Arbeit, Wohnraum oder Gesundheit abspielen – und dabei helfen, dass die Neuankömmlinge und die luxemburgische Bevölkerung näher zusammenrücken. Die asbl Cohabit'age will zum Beispiel bereitwillige älteren Menschen und Asylbewerber unter ein gemeinsames Dach bringen. Engineers Without Borders Luxembourg wiederum setzt sich dafür ein, Flüchtlingen technisches Wissen anzueignen, das sie später auf dem Arbeitsmarkt oder bei Hilfsprojekten im Ausland einsetzen können.

Emotionale Rede von Xavier Bettel

«Unser Land ist nur dann stark, wenn wir zusammenhalten», sagte Premier Bettel in seiner sehr emotionalen Ansprache. Niemand verlasse seine Heimat freiwillig. Es schmerze ihn zutiefst, dass Europa in der Flüchtlingskrise das nötige Miteinander vermissen lasse. Er kritisierte das am Sonntag stattfindende Referendum in Ungarn über die Flüchtlingsquote, wo «die Bevölkerung über andere Menschen abstimmen» soll. Bettel warnte eindringlich vor den «einfachen Antworten» der Populisten.

«Das Engagement der Zivilgesellschaft bei der sozialen Eingliederung von Neuankommenden ist unerlässlich», sagte Pierre Bley, Präsident der «Oeuvre». «Aber Integration ist keine Einbahnstraße, sie spielt sich vor allem über Begegnungen ab.» Projektleiterin Martine Neyen und die anderen Akteure betonten immer wieder, dass die Fördergelder nicht ausschließlich Flüchtlingen zugute kommen, sondern die gesamte Bevölkerung profitieren soll. Besonders am Wohnungsmarkt seien nicht nur Asylbewerber, sondern große Teile der Bevölkerung vor Schwierigkeiten gestellt, merkte Chamber-Präsident Mars Di Bartolomeo an. Er warnte davor, beide Seiten – Asylsuchende und Bewohner – gegeneinander auszuspielen. «Die Migration hat Luxemburg kulturell und ökonomisch reich gemacht. Doch es verlangte immer ein Geben und ein Nehmen von beiden Seiten.»

Link:
Initiative «mateneen»

(Jörg Tschürtz/L'essentiel)

Was macht die ONS?

Das nationale Hilfswerk «Oeuvre Nationale de Secours Grande-Duchesse Charlotte» (ONS) besteht seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Anfangs half die Organisation vorrangig luxemburgischen Kriegsopfern, heute unterstützt sie eine Vielzahl an Projekten in den Bereichen Soziales, Sport und Umwelt. Die «Oeuvre» bezieht ihre Einkünfte hauptsächlich aus der Nationallotterie. Präsident des Verwaltungsrates ist seit 1999 Pierre Bley, der zwischenzeitlich auch Hofmarschall am Großherzoglichen Hof war.

Misstöne auf der Festbühne

Während der Präsentation ihres Projekts äußerte die Präsidentin der asbl Sportunity scharfe Kritik am Integrationsbüro Olai. Die Beamten würden Asylbewerber psychisch misshandeln, klagte Eryn Aleksandrova vor den versammelten Gästen in der Philharmonie. Neben ihr auf der Bühne stand der in Luxemburg lebende junge syrische Flüchtling und Karate-Weltmeister Muhannad Al Ali. Auch er zeigte sich frustriert über die Asylbedingungen in Luxemburg – und bekam dafür von einigen Gästen Applaus.

Chamber-Präsident Mars Di Bartolomeo äußerte sich danach «überrascht» über die kritischen Statements. In Luxemburg herrsche Redefreiheit, aber es wäre vielleicht besser gewesen, die Kritik gegenüber den zuständigen Stellen anstatt während einer Präsentation zu äußern, sagte er zu L'essentiel.

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