XBB.1.5Hochansteckende Corona-Variante breitet sich auch in Europa aus
XBB.1.5 gilt als deutlich ansteckender als andere Omikron-Varianten. In Teilen der USA ist diese Variante von Sars-CoV-2 bereits dominierend. Nun setzt sie sich auch in Europa fest.

- von
- Jean-Claude Gerber
Im Nordosten der USA ist XBB.1.5, eine Sublinie der Coronavirus-Variante Omikron, bereits für über 70 Prozent der Neuansteckungen verantwortlich. Nun ist sie nach WHO-Angaben auch in Europa auf dem Vormarsch. Jüngste Daten aus einigen Ländern der Region fingen an, auf die zunehmende Präsenz von XBB.1.5 hinzudeuten, sagte der Direktor des WHO-Regionalbüros Europa, Hans Kluge, am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz in Kopenhagen. Fälle würden in kleiner, aber wachsender Zahl entdeckt. Man arbeite daran, die potenziellen Auswirkungen davon zu bewerten. Nach drei langen Pandemie-Jahren könne man sich keinen weiteren Druck auf die Gesundheitssysteme leisten.
Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte sich in der vergangenen Woche besorgt gezeigt wegen der neuen Variante, die im Nordosten der USA erstmals im Oktober auffiel und dort seit Mitte Dezember das Infektionsgeschehen dominiert. In der Schweiz ist BQ.1 die derzeit verbreitetste Variante. XBB.1.5 taucht auf dem Corona-Dashboard des BAG bisher nicht auf und wurde hierzulande bisher nur in einer Handvoll Fälle nachgewiesen. Der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb hatte gesagt, man könne relativ sicher sagen, dass XBB.1.5 in den kommenden Monaten auch in Deutschland die dominante Variante werde.
Zurzeit gibt es aber keine Anzeichen, dass XBB.1.5 schwerere Krankheitsverläufe verursacht als andere Omikron-Varianten. Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel, sagte Anfang des Jahres der Deutschen Presse-Agentur, ihm seien keine Hinweise bekannt, dass XBB.1.5 zu schwereren Krankheitsverläufen führe.
XBB.1.5 in China noch kein Thema
Hinsichtlich der verschärften Corona-Lage in China teilte Kluge die aktuelle Einschätzung der EU-Gesundheitsbehörde ECDC, dass der Anstieg der dortigen Fallzahlen die epidemiologische Lage in Europa voraussichtlich nicht größer beeinflussen wird. Den verfügbaren Informationen zufolge sind die in China zirkulierenden Varianten diejenigen, die auch schon in Europa und anderswo gesehen worden sind.
Man dürfe jedoch nicht selbstgefällig werden, sagte Kluge. Es sei nicht unangebracht, dass Länder Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz ihrer Bevölkerungen ergriffen. Die Staaten, die vorsorgliche Reisemaßnahmen einführten, sollten aber darauf achten, dass diese in der Wissenschaft verwurzelt, angemessen und diskriminierungsfrei seien.