AtomwaffenIAEA warnt – der Iran hat 18 Mal mehr angereichertes Uran als erlaubt
Die Behörde hat ihre Vorwürfe gegenüber dem Iran, die sie im Januar erhoben hatte, bestätigt. Mit einem Reinheitsgehalt von 83,7 Prozent ist das Uran fast für die Herstellung von Atomwaffen nutzbar.

- von
- Benedikt Hollenstein
Der Iran hat der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zufolge inzwischen 18 Mal soviel angereichertes Uran wie im internationalen Atomabkommen von 2015 vereinbart. Laut einem vertraulichen IAEA-Bericht, der am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP vorlag, beläuft sich die Menge an angereichertem Uran inzwischen auf insgesamt 3,76 Tonnen und somit um ein Vielfaches über der 2015 vereinbarten Höchstmenge von 202,8 Kilogramm.
Außerdem habe man Partikel von sehr hoch angereichertem Uran gefunden. Wie IAEA-Chef Rafael Grossi am Dienstag erstmals offiziell bestätigte, hatte das Uran einen Reinheitsgrad von 83,7 Prozent. Das ist nur knapp unter den 90 Prozent, die für Atomwaffen nötig wären. Die Spuren wurden im Januar während einer Inspektion einer Anlage zur Uran-Anreicherung in Fordo entdeckt.
«Material versehentlich so hoch angereichert»
Iranische Behörden erklärten der IAEA, der extrem hohe Anreicherungsgrad sei eine «nicht beabsichtigte Fluktuation». Gespräche mit Teheran zur Klärung dieses Themas seien im Gange, hieß es in dem nicht öffentlichen Bericht, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag.
IAEA-Chef Rafael Grossi hatte bereits im Januar darauf hingewiesen, dass der Iran insgesamt bereits über genug angereichertes Uran für mehrere Atomwaffen verfügt, falls das Material noch höher angereichert würde. Der Iran verpflichtete sich 2015, sein Atomprogramm einzuschränken. Das Lager an angereichertem Uran, dass nun im Iran entdeckt wurde, überschreitet den damals vereinbarten Grenzwert laut der IAEA um mehr als das 18-Fache.
Laut dem Bericht besitzt die Islamische Republik unter anderem knapp 435 Kilogramm 20-prozentiges Uran, 48 Kilogramm mehr als im vorigen Quartalsbericht vom November. Der Bestand an 60-prozentigem Uran nahm um 25 Kilogramm zu und liegt derzeit bei knapp 88 Kilogramm. Teheran hat stets betont, ausschließlich an friedlicher Nukleartechnologie interessiert zu sein.
Vertrag von 2015
Im Gegenzug zum Deal von 2015 wurden westliche Sanktionen aufgehoben. Dieser Pakt sollte den Bau von Atomwaffen in der Islamischen Republik verhindern. Nachdem die USA 2018 unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump aus dem Abkommen ausstiegen, reagierte Teheran mit dem Ausbau der Uran-Anreicherung und der Einschränkung von IAEA-Inspektionen. Verhandlungen zur Wiederbelebung des Atom-Abkommens, an denen auch Deutschland beteiligt ist, liegen seit Monaten auf Eis.