Sepp Blatter – «Ich bin ein ehrlicher Mann»

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Sepp Blatter«Ich bin ein ehrlicher Mann»

Noch-Fifa-Präsident Sepp Blatter verteidigt seine Präsidentschaft in einem BBC-Interview durch jede Kritik hindurch: «Ich bin ein ehrlicher Mann.»

Sepp Blatter hat weniger als 200 Tage im Amt des Fifa-Präsidenten vor sich und nicht mehr viel Zeit, das Erbe seiner Zeit an der Spitze des Weltfußballverbandes und dessen Wahrnehmung zu definieren. In einem Interview mit der englischen BBC hat er sein Handeln für den Fußball und für die Fifa vehement verteidigt.

Als er 1998 zum Nachfolger von Joao Havelange gewählt wurde, sei die Fifa wirtschaftlich am Boden gelegen. «Und schauen Sie, wo stehen wir jetzt», fragte Blatter im Interview rethorisch. Dem Fußball gehe es heute außerordentlich gut. «Überall und von allen wird Fußball gespielt.» Besonders wichtig sei, dass der Frauenfußball sich so sehr entwickelt habe.

«Der Fußball ist nicht korrupt»

Auf die Feststellung, dass die Fifa bis in ihr Herz hinein von systematischer Korruption durchsetzt sei, meinte Blatter schlicht: «Das ist nicht wahr.» Die Institution, die Fifa sei nicht korrupt, einzelne Menschen seien, womöglich, korrupt. «Der Fußball ist nicht korrupt. Es gibt keine allgemeine, organisierte Korruption.»

«Auf dem Fußballplatz ist es einfach, die Menschen zu kontrollieren. Es gibt Spielfeldgrenzen, Regeln, einen Schiedsrichter. Außerhalb des Feldes gibt es das nicht.» Es sei schlicht umöglich, 300 Millionen Menschen, die Fußball spielen und 1,3 Milliarden Menschen, die mit Fußball zu tun haben, zu kontrollieren, so Blatter.

Auch den Vorwurf, dass zahlreiche Mitglieder des Exekutivkomitees erwiesenermaßen korrupt waren oder wegen des Verdachts und Untersuchungen ihr Mandat niedergelegt hätten, lässt sich Blatter nicht machen. Das sei das Problem der Zusammensetzung des Komitees. «Das Exekutivkomitee wird nicht von den gleichen Organen gewählt wie der Präsident. Das Komitee wird durch die Konföderationen gewählt.» Es seien also nicht «seine» Leute in der Regierung. «Soll ich moralisch verantwortlich sein für sie? Das kann ich nicht. Das bin ich nicht.» Die Fifa habe gar nicht das Recht, die Konföderationen zu fragen, was sie mit ihrem Geld anstellten.

«Ich will die Fifa beschützen, nicht mich selbst»

Die Wahrnehmung der Menschen außerhalb von Europa sei eine ganz andere. Man solle doch einmal in Afrika oder Asien die Menschen fragen, was sie von Sepp Blatter und der Fifa halten würden. «Dort werde ich respektiert. Weil ich und die Fifa viel getan und bewirkt haben.»

Aus dem gleichen Grund habe er sein Amt zur Wahl gestellt: «Ich habe es getan, weil ich die Fifa beschützen will, nicht mich selbst. Ich kann mich selbst beschützen, ich bin stark genug. Ich weiß, was ich getan und was ich nicht getan habe. Ich habe mein Gewissen und ich bin ein ehrlicher Mann.»

«WM in Afrika war die sauberste»

Sobald das Gespräch auf konkrete Fälle wie Korruptionsvorwürfe rund um die WM-Vergabe nach Südafrika oder eine angebliche 10-Millionen-Dollar-Zahlung von Fifa-Geldern kam, blockte Blatter konsequent ab. Zu laufenden Ermittlungen und Verfahren werde er sich unter keinen Umständen äußern. «Die WM in Afrika war die sauberste, die ich überhaupt je gemacht habe.»

«Warten Sie das Resultat aller Untersuchungen ab. Sie werden sehen, es wird gut ausgehen. Ich bin sicher, dass meine Verdienste für den Fußball von den Menschen irgendwann anerkannt werden.»

(L'essentiel/ofi)

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