Krimi-Autor Tom Hillenbrand – «Ich bin zu faul für ein eigenes Restaurant»

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Krimi-Autor Tom Hillenbrand«Ich bin zu faul für ein eigenes Restaurant»

LUXEMBURG – Ein deutscher Autor, ein Luxemburger Ermittler, Mord und die ekligen Machenschaften der Lebensmittelindustrie. Ein Mix für Bestseller? Tom Hillenbrand erklärt im Gespräch sein Rezept.

Tom Hillenbrand isst und schreibt. Seine Bücher sind nicht nur spannend, sondern auch ein Plädoyer für gutes Essen.

Tom Hillenbrand isst und schreibt. Seine Bücher sind nicht nur spannend, sondern auch ein Plädoyer für gutes Essen.

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Tom Hillenbrand kennt das richtige Rezept: Er kocht nicht nur gerne und deckt in seinen Büchern die Machenschaften der Lebensmittelindustrie auf. Mit seinem Krimidebüt «Teufelsfrucht» über den etwas schrulligen Koch Xavier Kiefer hat er vor allem in Luxemburg die Leser begeistert.

Gut 50 000 Exemplare hat der deutsche Wirtschaftsjournalist und Krimi-Autor von seinem Erstlingswerk verkauft. Darin wird ein Koch zum Ermittler, nachdem ein Gastronomie-Kritiker tot in seinem Restaurant im Grund aufgefunden wird. Ein Drittel seiner Leser stammt aus Luxemburg. Auf der Liste der bestverkauften Bücher 2011 steht «Teufelsfrucht» auf Platz 3. In der kommenden Woche erscheint mit «Rotes Gold» Band 2.

«L’essentiel Online»: Ein kulinarischer Krimi, der in Luxemburg spielt. Hier hatten sie damit Erfolg. Aber war das für Deutsche nicht ein bisschen exotisch?
Tom Hillenbrand: Sie haben dadurch offenbar Lust auf eine Entdeckungstour bekommen. Jedenfalls haben mir viele Leser Fotos von Häusern aus dem Pfaffenthal geschickt, von denen sie meinen, dass dort das Restaurant von Xavier Kieffer liegen müsste.

Ist Ihnen das Touristenbüro LCTO etwas für die gute Gratis-Werbung schuldig?
Es ist eher umgekehrt. Schließlich bekomme ich immer, wenn ich in Luxemburg bin, ein wahnsinnig positives Feedback.

Sie sind Hamburger, leben in München und haben für ein Praktikum bei der EU kurz in Luxemburg gelebt. Sind Sie trotzdem so etwas wie ein Luxemburger Heimatautor?
Naja. Ich habe nicht gedacht: Hey, ich schreibe etwas über Luxemburg. Erst war die Lebensmittelgeschichte, dann kam der Ort im 2. Schritt.

Zum Showdown im zweiten Band geht’s nach Wiltz. Warum endet gerade dort eine internationale Geschichte?
Wichtig an einem Ort für eine Geschichte ist, dass er selbst Geschichte hat. Dann funktioniert’s. Und Wiltz hat mehr internationale Seiten als man auf den ersten Blick denken könnte.

Wie viel Realität steckt in den Machenschaften der Lebensmittelindustrie, die Sie beschreiben?
In Luxemburg bin ich alle Orte abgelaufen. Auf dem Pariser Großmarkt Rungis auch. Ich würde auch die Hand dafür ins Feuer legen, dass Zahlen und Fakten stimmen.

An ekligen Machenschaften oder der kriminellen Energie auf dem globalen Thunfischmarkt (siehe Infokasten) kommen Ihre Leser nicht vorbei. Dürfen wir Sie als Moralapostel des guten Essens bezeichnen?
Lieber nicht. Deshalb versuche ich ja das Thema in meine Krimis geschickt einzuflechten, um Sachverhalte sichtbar zu machen. Ich könnte natürlich auch gute Dokus über zweifelhafte Praktiken machen, aber das ist dann meistens eher schwere Kost.

Haben Sie das Gefühl, in Luxemburg werden Geschichten über Essen anders wahrgenommen als in Deutschland?

Dass die Himbeere im Joghurt meistens Rote Beete ist, ist Luxemburger Lesern deutlicher bewusst als Deutschen. Ich habe das Gefühl, die Leute hier sind sensibler, wenn es um die Qualität ihres Essens geht.

Wäre nicht die logische Konsequenz, dass Sie selbst ein Restaurant mit einwandfreiem Essen im Grund eröffnen?
Nein, dazu fehlen mir drei Dinge: Ich bin zu faul für eine 60 Stunden-Woche in der Küche, habe keine Investoren und mir fehlt das handwerkliche Geschick.

Also bleibt nur: weiter schreiben?
Einer geht noch. Lebensmittelthemen gibt es genug. Was mit Fischen passiert, ist schrecklich, beim Fleisch ist’s noch viel schlimmer und mein Thema muss ja nicht zwingend widerlich sein. Es kann auch – wie beim neusten Band – um wirtschaftliche Prozesse gehen, bei denen kriminelle Energie entsteht. Und mit Xavier Kieffer ist mir auch noch nicht langweilig.

(Sarah Brock/L'essentiel Online)

Tom Hillenbrand,

geboren 1972, ist freier Autor und Journalist. Während eines Luxemburger EU-Praktikums verliebte sich der Hobbykoch und Foodie in das Großherzogtum.

Sein erster kulinarischer Krimi «Teufelsfrucht» eroberte in Luxemburg die Bestsellerliste und landete 2011 auf Platz 3 der meistverkauften Bücher in Luxemburg.

«Rotes Gold»

Der zweite kulinarische Krimi mit dem luxemburgischen Ermittler Xavier Kieffer von Autor Tom Hillenbrand erscheint am 19. April im Kiwi-Verlag als Taschenbuch.

Zur Premierenlesung ist Tom Hillenbrand am Dienstag, 17. April um 18.30 Uhr, im Cercle Cité (3, rue Genistre am Place d'Armes). Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. Anmeldung unter Telefon 4796-2732 oder per E-Mail an bibliotheque@vdl.lu.

Worum geht's?

Seit der Luxemburger Koch Xavier Kieffer mit Frankreichs berühmtester Gastrokritikerin liiert ist, wird er zu den exklusivsten Events eingeladen. Doch das edle Dinner beim Pariser Bürgermeister endet bereits nach der Vorspeise: Ryuunosuke Mifune, Europas berühmtester Sushi-Koch, kippt plötzlich

tot um. Die Diagnose lautet: Fischvergiftung. Doch Kieffer ist skeptisch und deckt schnell Widersprüche auf. Er taucht ein in die Welt der Sushiküche

und muss erkennen, dass es Fische gibt, die teurer sind als Gold – und wertvoller als ein Menschenleben.

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