Patti Smith«Ich gehöre nicht zu der Sorte, die sich selbst feiert»
ESCH/BELVAL – Singer und Songwriterin Patti Smith tritt am Samstag in der Rockhal auf. Die «Godmother of Punk» spielt ihr legendäres Album «Horses».

«L'essentiel»: Ihre Facebook-Seite stellt Sie als Schriftstellerin vor. Steht das an erster Stelle, noch vor der Musik?
Patti Smith: Ich schreibe seit meiner Jugend. Ich schreibe und rezitiere Gedichte. Alles, was ich als Sängerin tun konnte, hat seine Wurzeln in der Dichtung. Und ich will diese Aktivitäten nicht trennen, sie sind alle verbunden.
Ist Songschreiben etwas anderes als ein Buch zu schreiben?
Wenn ich ein Buch schreibe, ist das ein einsamer Prozess, ohne Zusammenarbeit. Manchmal kann man planlos schreiben. Aber wenn ich Songs schreibe, arbeite ich mit meinen Musikern. Und Songs sind für die Öffentlichkeit, es ist eine Form der Kommunikation.
Integrieren Sie diese literarische Dimension in Ihre Shows?
Ich habe als Dichterin angefangen, und je mehr ich vorankam, umso natürlicher wurden meine Improvisationen. Ich mag es, auf der Bühne zu improvisieren. Wir spielen alle Songs von «Horses», einem Album, mit dem man viel improvisieren kann. Und das viele Schreiben macht das möglich.
Sie feiern 40 Jahre «Horses». Wie ist die Tour?
Vier Jahrzehnte sind eine lange Zeit! Ich bin sehr stolz darauf, eine Platte gemacht zu haben, welche die Jahrzehnte überdauert und einen gewissen Einfluss hat. Ich mag es, diese Songs zu spielen, ich habe eine starke Beziehung zu ihnen, was ganz natürlich ist. Wir spielen das gesamte Album von Anfang bis Ende. Das ist eine echte Herausforderung, denn «Gloria» kommt bereits am Anfang, wir spielen den Song aber im Allgemeinen am Ende. Es gibt auch Improvisationen und Hits wie «Because the Night» und «My Generation». Es ist ein Fest.
Wird «My Generation» auch die neue Generation ansprechen?
Ja, der Song gehört jeder Generation. Die neue Generation hat die Schlüssel zur Welt, es ist an ihnen, heute für die Umwelt zu kämpfen, gegen Korruption, und ihre Energie einzubringen. Das ist eine Gelegenheit, um sie anzusprechen.
Wann wurde Ihnen klar, dass «Horses» ein Klassiker ist?
Nie. Wenn man jung ist, denkt man nicht darüber nach, nur das Jetzt zählt. Im Nachhinein weiß ich, dass es in der Tat über Jahrzehnte einflussreich war. Aber ich gehöre nicht zu der Sorte, die sich selbst feiert. Ich ziehe es vor, dass die Leute sagen, dass es ein Klassiker ist.
Beth Ditto von Gossip gab vor vier Jahren in Luxemburg ein Konzert und kam dann als Zuschauerin in Ihre Show: Erhalten Sie oft Besuche von anderen Künstlern?
Ich bin auch manchmal ein echter Fan, etwa wenn ich Robert Plant, Johnny Depp, U2 und Michael Stipe sehe. Es ist toll, diese Künstler aus der Mitte der Menschenmenge zu sehen. Auch Neil Young habe ich so erlebt.
Was hören Sie zu Hause?
Ich höre viel klassische Musik, Wagner oder Puccini. Ich höre auch Jimi Hendrix, My Bloody Valentine, Tim Buckley, John Coltrane und Adele. Ich liebe alle Arten von Musik.
(Cédric Botzung/L'essentiel)
Patti Smith in der Rockhal
Die «Godmother of Punk» tritt am Samstag, 21 Uhr, in der Rockhal, Esch-Belval, auf. Der Eintritt kostet 44 Euro.