Kimberly Nelting«Ich hatte nur noch den Willen zu gewinnen»
LUXEMBURG – Die Überschwemmungen im Juli setzten Kimberly Nelting und ihrer Familie stark zu. Dennoch holt Luxemburgs Karate-Ass bei der U-21-EM den Titel.

Kimberley Nelting schreit ihre Freude über den EM-Titel heraus.
«L'Essentiel»: Hatten Sie zu Beginn dieser U21-Europameisterschaft die Goldmedaille im Visier?
Kimberly Nelting: Ich war sehr selbstbewusst, das Ergebnis war mir egal. Ich wäre genauso glücklich und stolz auf mich gewesen, wenn ich in der zweiten Runden raus gewesen wäre. Ich habe keinen Druck verspürt und hatte nur noch den Willen zu gewinnen und das Vertrauen in mich selbst. Ich hatte keine Probleme, mich auf mein Ziel zu konzentrieren.
Sind Sie immer noch in dieser Stimmung?
Nein, normalerweise bin ich sehr gestresst, aber dieses Mal hatte ich wirklich das Gefühl, dass ich mit mir im Reinen bin.
Wie erklären Sie sich das?
Die letzten zwei Monate waren sehr schwierig für mich. Während der Überschwemmungen wurde das Haus meiner Eltern, in dem ich auch wohne, schwer getroffen. In Teilen des Hauses stand das Wasser bis zu 1,70 Meter hoch und der Strom war abgeschaltet. Irgendwann wusste mein Vater nicht einmal mehr, wo meine Mutter war, es herrschte große Panik. Psychisch war es für meine Familie und für mich selbst sehr schwierig. Ich war mit meinen Kräften am Ende. Ich habe wie verrückt trainiert. Ich hatte nicht mehr die Kraft, mir Sorgen zu machen oder zu zögern. Es war schwierig für mich, weiter zu trainieren. Ich habe eine Woche gebraucht, um mich zu sammeln.
Wie sehen Sie den nächsten Schritt in Ihrer Karriere?
Ich hatte mir ein Jahr Auszeit genommen, um mich zu 100 Prozent auf Karate zu konzentrieren, auch wenn ich vorübergehend in den Grundschulen ausgeholfen habe. Aber ich möchte auch mein Studium fortsetzen. Ich habe mich auf die Europameisterschaft konzentriert, jetzt werde ich mir etwas Zeit nehmen, um mich auszuruhen und an die Zukunft zu denken.
(Nicolas Grellier/L'essentiel)