GroßregionsgipfelIdee zum luxemburgisch-französischen Expressnetz soll Realität werden
LUXEMBURG/METZ – Ein Zug alle siebeneinhalb Minuten zwischen Luxemburg und Frankreich? Das Projekt schreitet voran und Luxemburg ist bereit, sich daran zu beteiligen.
- von
- Thomas Holzer

Mehr Züge könnten für freiere Straßen sorgen.
Während die Zahl der Pendler, die über die Grenze fahren, weiter steigt, wird der Weg für die Betroffenen genau dadurch immer beschwerlicher, egal ob auf der Autobahn oder im Zug. Das folgt auf eine Zeit, in der die Coronakrise zumindest dieses Problem temporär für viele beseitigt hatte. Zwar gibt es keine sofortigen und langfristigen Lösungen, doch die Gespräche zwischen den Großregionspartnern zum Thema Mobilität werden weitergeführt. So auch der Tenor beim Großregionsgipfel am Dienstag, bei dem die Partnerregionen unter anderem die Vision gemeinsamer Nahverkehrstarife skizzierten.
Der neue Präsident der Region Grand Est, Franck Leroy (Horizons), kam anlässlich des Treffens in Verdun zum ersten Mal mit der luxemburgischen Ministerin für die Großregion, Corinne Cahen (DP), zusammen. Mit L'essentiel hat er über das Projekt eines Metropolitan-Expressnetzes zwischen Luxemburg, Metz und Nancy gesprochen: «Es wird ermöglicht, die Frequenz des Bahnverkehrs zu erhöhen, um auf einen Zug alle siebeneinhalb Minuten zu kommen», so Leroy.
Bereitschaft Luxemburgs, sich zu beteiligen
Auf einen genauen Zeitplan wollte er sich nicht festlegen. Um den Umbau der Infrastruktur in die Wege zu leiten, sei auf jeden Fall «eine massive» Investition des französischen Staates notwendig. Könnte Luxemburg sich beteiligen? «Sicherlich ja», sagte Corinne Cahen zu dem Thema. Zwar müssten die Modalitäten geklärt werden, «aber die Taktung der Züge zu erhöhen, wäre interessant», so die Ministerin. «Vor allem, da der Zug in beide Richtungen fährt und somit auch luxemburgische Einwohner betrifft.» Damit bekräftigte Corinne Cahen Luxemburgs Bereitschaft, in die Infrastruktur auf der anderen Seite der Grenze zu investieren. Diese Investitionen treten an die Stelle einer von lothringischer Seite geforderten Steuerkompensation, die das Großherzogtum stets abgelehnt hat.
«Die Telearbeit wird nicht verschwinden.»
Eine weitere Möglichkeit, die Verkehrsdichte zu reduzieren, ist mehr Arbeit im Homeoffice. Cahen befürwortet nach eigenen Angaben ein Gleichgewicht zwischen Präsenzarbeit und Telearbeit: «Sie wurde während der Pandemie ‹entdeckt› und sie wird nicht mehr verschwinden. Wenn jeder ein oder zwei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten könnte, würde das natürlich die Straßen entlasten.» Dennoch dürfe man nicht vergessen, dass es nicht in jedem Job möglich ist, von zu Hause zu arbeiten.
Weitere Hindernisse für diese Lösung sind steuerliche und sozialversicherungstechnische Beschränkungen, die die Nachbarländer miteinander klären müssen. «Die Gespräche mit unseren französischen, belgischen und deutschen Partnern laufen weiter», so die Ministerin. Bisher wurde nur an der «Freigrenze» geschraubt, bis zu der sich für Grenzgänger aus Steuersicht nichts ändert. Mit Frankreich und Belgien gelten inzwischen 34 Tage, mit Deutschland – bisher 19 Tage – ist das Ergebnis noch offen. Neu ist allerdings, dass Luxemburg auch die Regelung zur Sozialversicherung anpacken will: Sozialminister Claude Haagen (LSAP) hatte vergangen Donnerstag erklärt, dass über die Großregion Gespräche liefen, die bisherige Schwelle von 25 Prozent, die im Wohnsitzland gearbeitet werden darf, auf 41 Prozent anzuheben. Gleichzeitig werde auch auf EU-Ebene verhandelt.