Ärger vor WM-StartIhre Erfolge lösen Debatte in der Darts-Welt aus
Fallon Sherrock will an der am Mittwoch begonnenen WM ihre Erfolge von vor zwei Jahren wiederholen. Doch das passt nicht allen männlichen Rivalen.

Es ist nicht Titelverteidiger und Weltnummer eins Gerwyn Price aus Wales. Es ist auch nicht der langjährige niederländische Dominator Michael van Gerwen oder der meist extravagant gestylte Schotte Peter Wright. Nein, vor der Darts-WM im Londoner Alexandra Palace – liebevoll auch Ally Pally genannt – liegt der Fokus auf der Weltnummer 94 Fallon Sherrock.
Vor genau zwei Jahren schrieb die 27-Jährige Geschichte, als sie als erste Frau überhaupt eine WM-Partie für sich entscheiden konnte. In der ersten Runde kegelte die Engländerin Landsmann Ted Evetts aus dem Turnier. Und in der zweiten WM-Runde legte Sherrock gar noch einen drauf und eliminierte die damalige österreichische Weltnummer elf Mensur Suljovic – eine Darts-Sensation!
Wieder in WM-Form
Trotz Drittrunden-Aus war der Hype um die Spielerin nach der WM riesig. An ihre tollen Resultate konnte Sherrock allerdings nur noch selten anknüpfen. Es wurde wieder ruhig um die «Queen of the Palace». Die verpasste Qualifikation für das Turnier im Folgejahr verunmöglichte ein erneutes WM-Märchen.
Rechtzeitig zur diesjährigen Auflage des wichtigsten Darts-Turniers des Jahres hat sich Sherrock zurück auf die Bildschirmfläche geworfen. Mit dem WM-Ticket in der Tasche brillierte die 27-Jährige Mitte November beim Major-Turnier Grand Slam of Darts und ließ Erinnerungen an ihren furiosen WM-Auftritt aufkommen.
In der Gruppenphase ließ die Engländerin gleich zwei besserklassierte Profis hinter sich, ehe sie im Achtelfinale erneut Suljovic besiegen konnte und sich völlig überraschend für den Viertelfinale qualifizierte, wo sie Ex-Weltmeister Wright knapp unterlag. Rechtzeitig zum Highlight der Saison scheint Sherrock zu ihrer starken Form vor zwei Jahren zurückgefunden zu haben.
Kritik an Sonderbehandlung
Für den Darts-Verband PDC sind die furiosen Auftritte einer weiblichen Spielerin wie ein Lotto-Sechser. Sherrock ist längst eines der Aushängeschilder der Organisation, wird regelmäßig zu Turnieren eingeladen und ist absoluter Publikumsliebling.
Doch es gibt ein Problem: Fallon Sherrock besitzt keine Tour-Karte, durch die sie für sämtliche ProTour-Turniere spielberechtigt wäre. Gleich zwei Jahre in Folge verpasste sie es zuletzt deutlich, sich für eine solche zu qualifizieren. Anders als beispielsweise Lisa Ashton, der dies als erster und bislang einziger Frau gelang und die seither regelmäßig an Männer-Turnieren teilnehmen darf.
Nach ihren zuletzt wieder starken Auftritten wurden Forderungen laut, Sherrock eine solche Tour-Karte einfach zu schenken. Ex-Profi und TV-Kommentator Wayne Mardle schlug sogar vor, die 27-Jährige in die Premier League einzuladen, einem elitären Wettbewerb, bei dem sich die besten Spieler der Welt messen und jährlich jeweils nur zehn Startplätze vergeben werden.
Doch das passte nicht allen. Allen voran die Weltnummer eins, Gerwyn Price, verschaffte sich in der Vergangenheit immer wieder Luft über die Sonderbehandlung der Engländerin. «Ist er völlig verrückt geworden?», kommentierte der Waliser den Vorschlag Mardles. Andere Spieler wiederum, wie Paradiesvogel Peter Wright, geben Sherrock Rückendeckung und würden eine Premier-League-Teilnahme unterstützen.
Zwei Frauen bei WM
Und Sherrock selbst? Ihr ist der mediale Fokus schon fast etwas unangenehm. «Ich bin eine professionelle Darts-Spielerin und keine Kuriosität. Letztendlich nehme ich an Darts-Veranstaltungen teil, die für alle offen sind und nicht als Frau in einem Männer-Event», sagte die 27-Jährige der Deutschen Presse-Agentur vor der WM.
Zum Auftakt ins Turnier bekommt es die Spielerin der Stunde am Sonntag mit Altmeister Steve Beaton zu tun. Übersteht Sherrock diese und eine weitere Partie, würde in der dritten Runde ausgerechnet Titelverteidiger Gerwyn Price warten. Neben Sherrock ist auch Lisa Ashton an der WM mit dabei. Seit 2018 vergibt der Verband jeweils zwei der 96 Startplätze an die Siegerinnen eines Qualifikations-Events für Frauen.
(L'essentiel/Lucas Werder)