Flexibler – aber teurer? – Ikea will bald Möbel vermieten

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Flexibler – aber teurer?Ikea will bald Möbel vermieten

Ikea bietet seinen Kunden bald die Möglichkeit, Möbel zu mieten statt sie direkt zu kaufen. Das macht's flexibler, könnte aber unterm Strich teurer sein.

Schon bald können Kunden bei Ikea Möbel mieten. Das sagt Ikea-CEO Jesper Brodin gegenüber Schweizer Medien. Das Angebot richte sich vor allem an Personen, deren Lebensumstände sich schnell ändern könnten, wie etwa Studenten. Auch in der Schweiz soll das Mietangebot etabliert werden.

Das Unternehmen arbeite intensiv am Konzept, bestätigt ein Sprecher von Ikea Schweiz gegenüber Medien. Wann genau das Angebot eröffnet wird, will Ikea aber noch nicht verraten.

Nur so viel: Die Firma werde das Mietangebot mit einem ausgewähltem Sortiment starten. Im Vordergrund stehen die Bedürfnisse der Kunden: Ein Student etwa brauche keine komplette Wohnwand mit Fernsehernische, sondern eher einen Tisch oder ein Sofa, so der Sprecher.

Mieten wird mehr und mehr akzeptiert

Insbesondere jüngeren Generationen sei es weniger wichtig, Dinge zu besitzen, vielmehr wollten sie Zugang dazu haben, sagt der Sprecher weiter. Tatsächlich findet Mieten statt Kaufen laut Wirtschaftspsychologe Christian Fichter, heute breitere Akzeptanz als früher. Tilman Slembeck, Wirtschaftsprofessor an der Zürcher Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) sagt: «Mich wundert es, dass es das nicht schon lange gibt.» In Ländern wie den USA sei das Vermieten von Möbeln seit Jahrzehnten etabliert.

Dadurch, dass Konsumenten mobiler würden, würden sie sich mehr Flexibilität wünschen, sagt Slembeck. Er ist überzeugt, dass Ikea damit auf ein großes Kundenbedürfnis reagiert und sich neue Märkte erschließt.

Einfacher Ersatz

Auch Fichter sieht Vorteile: So könnten Kunden ihre alten Möbel einfacher ersetzen, wenn sie genug von ihnen hätten. Und wer die Wohnung wechselt, weiß, wohin mit der alten Einrichtung.

Ein Nachteil könnte allerdings sein, dass das Mieten von Möbeln unter dem Strich teurer sein könnte, sagt Fichter. Ob das schlussendlich zutrifft, sei allerdings abhängig vom Geschäftsmodell von Ikea.

Hemmungen mit Mietmöbeln

«Wenn einem die Einrichtung nicht gehört, kann es zudem sein, dass sich Konsumenten nicht so ganz zuhause fühlen», gibt Fichter zu bedenken. Dadurch, dass man Angst hat, die Mietmöbel zu beschädigen und allenfalls bei der Rückgabe draufzahlen zu müssen, traue man sich nicht, die Einrichtung hemmungslos zu benutzen.

Dass die gemieteten Möbel bereits gebraucht sind, sei für Konsumenten in der Regel aber kein Problem, sagt Slembeck: «Wer eine Polstergruppe für wenig Geld im Monat mietet, nimmt in Kauf, dass sie nicht mehr neu ist.»

Wer sich's leisten kann, kauft

Gerade für Studenten oder junge Familien dürfte es auch bei einem Stoffsofa oder dergleichen nicht so schlimm sein, dass es sich dabei um ein gebrauchtes Möbelstück handelt, so Fichter. Konsumenten, die viel Wert auf ihre Einrichtung legen und es sich leisten können, sofort zu kaufen, dürften diesen Weg hingegen in vielen Fällen weiter bevorzugen, glaubt der Experte.

Ikea bietet bereits heute ein Retourenprogramm: Kunden können genutzte Möbel ins Geschäft zurückbringen und erhalten dafür eine Entschädigung. Das Angebot wird laut CEO Brodin genutzt: «Es werden pro Woche 100 Möbelstücke zurückgebracht, Tendenz steigend.» teu (rkn)

(L'essentiel)

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