Hausunterricht – Immer mehr Luxemburger lernen ohne Schule

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HausunterrichtImmer mehr Luxemburger lernen ohne Schule

LUXEMBURG - Das Konzept des Hausunterrichts findet im Großherzogtum immer mehr Anhänger. Bereits 37 Grundschüler werden von ihren Eltern unterrichtet.

Der Hausunterricht bietet Kindern einen abwechslungsreicheren Alltag, argumentieren Unterstützer des Konzepts.

Der Hausunterricht bietet Kindern einen abwechslungsreicheren Alltag, argumentieren Unterstützer des Konzepts.

John D. Demke

Privater Unterricht zuhause wird in Luxemburg immer beliebter. Bei Katy Zago vom Verein für Unterrichtsfreiheit («Association luxembourgeoise pour la liberté d'instruction», ALLI), der sich für die Schule in den eigenen vier Wänden einsetzt, häufen sich in letzter Zeit die Anfragen. Vor ein paar Jahren konnte die junge Frau die Anhänger dieser Schulform noch an einer Hand abzählen – nun erreicht sie jede Woche mindestens eine Anfrage.

Im vergangenen Schuljahr wurden in ganz Luxemburg 37 Kinder im Grundschulalter von ihren Eltern zuhause unterrichtet, berichtet das Bildungsministerium auf Nachfrage – das sind zwei mehr als im Jahr zuvor und zwölf mehr als 2012/2013. Die Zahlen für die kommende Rentrée sind zwar noch nicht bekannt, die Tendenz dürfte aber erneut nach oben zeigen.

«Viele Familien erkundigen sich nach den Möglichkeiten des Hausunterrichts und wissen, dass dies in Luxemburg gesetzlich erlaubt ist», berichtet Katy Zago und verweist auf das entsprechende Gesetz vom 6. Februar 2009. Einzige Bedingung dafür ist eine Anfrage an die zuständige Wohnsitzgemeinde und den Bezirksschulinspektor, der den Unterricht anschließend laufend kontrolliert. «Die Gründe, warum man sein Kind lieber zuhause unterrichtet als in die Schule zu schicken, können vielfältig sein: Schulversagen, eine Behinderung, Sprachbarrieren oder der Wunsch, sich vollständig um die Bildung seines Kindes kümmern zu wollen», sagt die ALLI-Vertreterin. «Die Familien haben damit ein echtes Projekt zu verfolgen. Das Kind ist weder isoliert noch hat es einen einfältigen Alltag. Es nimmt am täglichen Leben teil, alles was es erlebt, wird Teil von Diskussionen und dient der Wissensaufnahme.»

«Zwei Jahre Vorsprung»

Der siebenjährige Sohn der Familie Diderich aus Differdingen begeht seine Rentrée dieses Jahr zuhause. Eine besondere Entscheidung, weil er letztes Jahr noch zur Schule ging. «Mein Sohn geht seit drei Jahren zur Schule, dazwischen haben wir ihn schon einmal ein Jahr lang zuhause unterrichtet», erzählt Johny, der Vater des Jungen. Eine Frage des Lebensstils und der Bildung, die die Familie komplett in Anspruch nimmt und die zur persönlichen Entfaltung ihres Kindes beiträgt. «Jeder Tag verläuft anders. Das Kind entwickelt sich, je nachdem was es interessiert, weiter. Wir reisen viel, er sieht mehr Leute als nur seine Schulkameraden in der Klasse. Er hat ganz allein Schreiben, Lesen und Zählen gelernt, durch Beschäftigung mit den Dingen, die ihn umgeben. Heute hat er zwei Jahre Vorsprung auf seine Schulkameraden.»

Homeschooling bedeutet jedoch auch Einschränkungen. Das Konzept erfordert ein Vollzeit-Engagement seitens der Eltern, die sich natürlich alle Mühe bei der Erziehung ihres Kindes geben wollen. Zwangsläufig müssen Vater und Mutter finanzielle Kompromisse eingehen. «Die Mutter hat sich entschieden, ihre Karriere hintenan zu stellen. Man muss sich entscheiden, ob man viel Geld, ein großes Haus oder lieber Zeit mit seinen Kindern verbringen möchte», sagt Johny Diderich.

(Nicolas Chauty/L'essentiel)

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